Sonntag hat Christiane zur Extraetüdenwoche eingeladen. Gestern hatte ich ja schon den ersten Teil dieser Episoden-Geschichte veröffentlicht und heute kommt die Fortsetzung, die sich nahtlos daran anschließt.
Mara
Das laute Klopfen ließ Manfred heftig zusammenzucken. Verdammt, eine Polizistin stand neben seinem Wagen. Was, wenn die alles mitbekommen hatte? Sein Herz pochte laut und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Sie bedeutete ihm das Fenster runter zu kurbeln.
„Hab ich etwas falsch gemacht, Officer?“
Fragte er, seine Kehle war ganz ausgetrocknet. Sie wirkte etwas kühl, durchschnittlich Attraktiv, eben eine, an der er einfach vorbeigegangen wäre, wenn er sie auf der Straße gesehen hätte. Aber jetzt war sie in Uniform und sie pochte mit dem Kugelschreiber auf ihren Notizblock, mit einer Miene als wäre es ihr sehr ernst.
„Das war versuchte Körperverletzung!“
Das Herz rutschte ihm in die Hose und er fing an zu zittern, seine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding.
„Nein, aber ich wollte doch nur, ich hab das nicht so gewollt! Sie müssen mir glauben!“
Sie hob eine Braue und ein Ausdruck von Verwunderung huschte über ihr Gesicht.
„Nein, nicht Sie, die Frau, das war fast schon Körperverletzung mit dem heißen Kaffee, Sie hätten sich übel verbrühen können! Wollen Sie Anzeige erstatten?“
Entgegnete sie plötzlich unverdrossen gutgelaunt. Er starrte sie an, eine ganze Weile.
„Sie wollen mich nicht verhaften?“
Sie machte eine Grimasse.
„Verhaften, weil sie einer schamlos aufgetakelten Tussi hinterhergepfiffen haben? Warum, ist doch ihr Problem, wenn sie sich so anzieht. Also wollen sie Anzeige aufgeben? Für den lausigen Pfiff war das Verhalten der Frau echt unverzeihlich, wenn Sie mich fragen.“
Er sah an sich herunter und dann ihr wieder in die Augen. Er fühlte sich komisch. Er dachte nach.
„Nein, keine Anzeige, das war nicht so schlimm.“
„Na gut, na dann.“
Sie musterte ihn für einen Moment und sah schnell auf ihre Armbanduhr, dabei rutschte ihr Ärmel hoch und er sah eine ziemlich große und echt übel aussehende genähte Wunde am Unterarm. Er schluckte merklich.
„Wurden Sie von einem Hund so zerfleischt?“
Sie runzelte die Stirn, dann lachte sich verlegen.
„Nein, das ist beim Schmusen mit meinem Haustier passiert. Ist nicht so schlimm wie es aussieht, das passiert ständig.“
Er schluckte wieder.
„Halten Sie sich einen Tiger?“
Sie lachte, ihr Lachen war warmherzig.
„Nein viel schlimmer … einen Waran! Karl ist mein Bindenwaran und er ist ganze drei Meter lang. Ich wohne draußen im Grünen am Waldrand.“
Warane, diese bösartigen Riesenechsen?
„Sind Warane denn gute Haustiere?“
Sie grinste verschmitzt.
„Es ist Hunde-Software auf Echsen-Hardware. Karl ist ganz schrecklich neugierig.“
Sie warf noch einen Blick auf ihre Uhr und schien zu überlegen.
„Mh, meine Schicht ist in fünf Minuten vorbei, komm ich lade dich auf einen Kaffee ein. Mein Vater ist Konditor und hat gestern eine teuflische Wackelpuddingtorte gebacken. Ich kann dich doch nicht so nass und gedemütigt im Regen stehen lassen. Nicht alle Frauen sind so wie die Tussi eben!“
Sie zwinkerte ihm aufmunternd zu. In ihm stieg ein Hoffnungsschimmer auf einen womöglich angenehmen Nachmittag auf.
„Gerne.“
Stammelte er verlegen.
„Super!“
Damit setzte sich zu ihm ins Auto auf den Beifahrersitz und nannte ihm eine Adresse, die er ins Navi eintippte.
„Ich bin übrigens Mara.“