Das war eigentlich als Fortsetzung zum … ich glaube 4. Ende von der dritten Fassung von „Das Osiris Genom“ geplant. Nur ist mir dann leider im Laufe der Überarbeitung die Basis für die Fortsetzung weggebrochen und ich habe aktuell keine Verwendung mehr dafür, es sind aber schon 34 Seiten Text – zu schade um das ungelesen wegzuschmeißen.
Die Situation ist folgende, Ted und Akira sind ein Paar und nach einem Angriff auf die Erde damit beschäftigt ihr Training zu „Halbgöttern“ zu beenden und das geht mit einem umfangreichen Überlebens-Training einher.
Sie werden von den Resten von Horizon mitten im Dschungel ausgesetzt und müssen lernen in einer gefährlichen und völlig fremden Umgebung klarzukommen. Dabei stellen sie schnell fest, dass sie nicht mehr auf der Erde sind, sondern auf einem Waldplaneten namens Voras, weit weit weg.
Und man hat ihn schon ein bisschen den Weg geebnet und sie finden eine verlassene Burg und ein paar Vorräte und Werkzeuge vor.
Leider hab ich mit dem Schreiben wieder aufgehört, bevor es so richtig spannend wird. Denn ein kriegerisches Elfenvolk aus dem Süden will die Bande unterknechten und hohe Tributzahlungen, als das fehlschlägt belagern sie die Burg. Die Freunde haben zwar die Burg, sind aber zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen und chancenlos.
Derweil ist Akira mit dem alten Kaiman Tacitus unterwegs und erforschen die unterirdischen Ruinen einer lange untergegangenen Zivilisation. Ihr Ziel ist es, einen der fünf verloren gegangenen Weltensteine an seinen angestammten Platz zurückzubringen und vielleicht die Gunst der verschollen geglaubten Gottkönigin Vara zu erlangen um das Blatt zu wenden.
Es ist anzumerken, dass es häufige und sehr lange Aufzählungen gibt, die mitunter den Lesefluss stören können, ich muss das bei Gelegenheit mal ein bisschen überarbeiten.
Es ist ein bisschen wie ein Tagebuch gegliedert, mit Textmarken für die vergangenen Tage, seit der Ankunft.
Und es ist ein bisschen wie ein Computerspiel erdacht, mit verschiedenen Bereichen und Arealen der Burg, die man erst nach und nach freischaltet.
Hier kommt die PDF: LINK
Ich hab tatsächlich Bildmaterial dazu, weil ich den Schauplatz der Burg sehr detailliert ausgearbeitet habe, ich müsste es nur finden – ich weiß echt nicht mehr, wo ich die Sachen hingelegt haben könnte … Messy halt 😦
Aber als Trostpflaster gibt es für alle „Lore-Nerds“ einen Blick auf meinen Notizzettel: LINK 😉
Und für alle Webleser kommen jetzt die ersten 34 Seiten von Dämmerung:
Dämmerung
1. Akira – 2074 – Fremde
„Und nun?“
Akira sah Ted fragend an. Der Urwald war voller Geräusche und Tierlaute, es war ihr unheimlich. Ted sah nachdenklich in den Himmel.
„Die Sonne steht glücklicherweise noch relativ hoch, ich denke wir sollten den ganzen Scheiß hier in die Burg schaffen, bevor die Sonne untergeht und sich irgendein Getier daran vergreift. Zu fünft haben wir mit dem Ausladen eine halbe Stunde beansprucht, zu zweit werden wir Stunden brauchen, zumal die Burg von hier aus gute zweihundertfünfzig Meter entfernt ist und wir den schweren Scheiß bis dahin schleppen müssen. Komm, nimm deine Reisetasche und wir gucken mal ob diese Burg besetzt ist.“
Sie nahm ihre Tasche hoch, die durchaus schwer war und einen Rucksack, den ihr ihre Mutter mitgegeben hatte. Ted trug ebenfalls einen großen Wanderrucksack und zwei schwere Taschen. Nach hundert Metern ächzte er ganz schön, immerhin war er nicht gerade muskulös gebaut, er hatte eher die Statur eines Kletterers. Zudem war er für einen Kaiserwaran ganz schön klein geraten, gerade mal eins achtzig, nur ein paar Zentimeter größer als sie. Leider war sie auch nicht so durchtrainiert wie sie es gerne wollte. Sie konnte mit einer Hand an einer Wand hängen, aber tat sich schon beim Schleppen eines Sacks Blumenerde schwer und ächzte jedes Mal, wenn sie zuhause ihren großen Tower PC zum Reinigen durch die Gegend schleppte.
Die Burg hatte sogar eine Zugbrücke, die über einen Graben lief, aber der Graben war so flach, dass sie fast auf der Erde auflag. Also im jetzigen Zustand keine richtige Brücke. Das Tor bestand aus zusammengenagelten Brettern und war nicht verschlossen. Sie schoben es auf und es war erstaunlich leichtgängig. Sie staunten nicht schlecht. Sie standen in einem großen umbauten Hof. Hier draußen waren wohl Ställe und Lagerräume untergebracht und durch ein weiteres Tor auf der rechten Seite schien es zum hohen viereckigen Bergfried zu gehen und zu einem großen würfelförmigen Steinbau. Links am anderen Ende des Platzes erhob sich ein großer Wachturm aus der Mauer, die von einem überdachten Wehrgang gekrönt wurde.
Rechts an der Wand des Bergfrieds war ein überdachter Bereich, wo sich ein bisschen Feuerholz stapelte. Ted vor ihr stellte die Taschen ab und formte die Hände zu einem Trichter.
„Hallo, ist hier jemand? Hört ihr mich?“
Rief er, aber es regte sich niemand. Auch nach fünf Minuten warten war alles leer und ausgestorben.
„Akira, ich glaube wir brauchen Tage bis wir hier alles erkundet haben. Das ist mir hier alles ein bisschen unheimlich, vielleicht schlagen wir einfach auf diesem Platz unser Lager auf, wenn was ist können wir schnell durch das Tor wieder abhauen. Und jetzt wird getragen was das Zeugs hält. Hier ne kleine Stärkung.“
Er reichte ihr eine Wasserflasche und einen Snickers Riegel. Sie ließ das Wasser ihre Kehle runterlaufen und verzehrte den Riegel. Ihr klappte die Kinnlade herunter als Ted ihr eine Beretta 92 mit Wadenholster und ein paar Reservemagazinen reichte.
„Schnall die um, die hab ich aus Liz Waffenschrank geklaut. Wir sind hier mitten im Nirgendwo und hier gibt’s definitiv wilde Tiere, also renne ich lieber bewaffnet rum als ohne. Nimm die bitte.“
Sie schnallte sich das Holster um und überprüfte ob die Pistole geladen war. Sie stopfte sich zwei Reservemagazine in die Hosentasche, sicher war sicher. Frisch gestärkt und bewaffnet fingen sie an, die Säcke, Fässer und Kisten in die Burg zu tragen.
Die Nacht brach an als Akira völlig erschöpft die letzte Kiste über die Schwelle trug und sie gemeinsam den Riegel vom Tor schlossen, das in Wahrheit aus schwerem gehärtetem Stahl bestand, mit massiven Riegeln und Bodenankern. Sofern aus der Burg kein Monster kam, waren sie zumindest von außen sicher. Jetzt wo die Sonne weg war wurde es empfindlich kühl.
„Mach du mal ein Feuer, du bist ja wie ich gehört habe ein Experte in Sachen Survival. Ich gucke derweil mal ob ich drinnen Decken finde, bin gleich wieder zurück.“
Und er zischte davon. Er schien wohl vergessen zu haben, dass er derjenige war der Feuer mit seinem Willen erzeugen konnte. Sie zuckte mit den Achseln und schichtete Scheite zu einem Lagerfeuer auf und entzündete es mit einem Flintstein und Zunder. Nach zehn Minuten kam Ted mit Pelzen und Fellen behangen wie ein Weihnachtsbaum in den Hof zurück und schichtete alles zu einem bequemen Lager zusammen.
„Das ist drinnen der Wahnsinn, das sag ich dir. Ich hab zwar auch normale Decken gefunden, aber ich glaube die Felle magst du auch. Und keine Lebensformen auf den ersten Blick. Glückwunsch zum Feuer, das ist hier zwar eigentlich Dschungel, aber wenn es jetzt schon so kalt wird, könnte es nachts leichten Frost geben. Wir sollten in unseren Klamotten schlafen und gucken dass das Feuer viel Brennstoff hat, bevor wir uns hinlegen.“
Akira setzte sich mit dem Po in das Nest aus weichen Fellen und zog ihren Rucksack und ihre Reisetasche an sich heran. Sie musterte Ted, der wesentlich mehr Gepäck mitgenommen hatte als sie.
„Was ist eigentlich alles in deinen Taschen?“
Er sah sie einen Moment an.
„Ich habe mir irgendwie gedacht, dass das kein normales Training im Trainingslager wird und hoch gepokert. Aber es hat sich ausgezahlt, wie ich jetzt feststelle.“
Tja, hätte sie auch mal machen sollen, fluchte sie innerlich vor sich hin.
„Also, die eine Tasche ist voll mit Lebensmittelrationen von Nox, einem Kanister mit drei Litern Wasser, dazu die beiden Pistolen, Reservemagazine und einen vollen drei Liter Sack mit Munition. Und ein paar Bücher, Survivalguides, Das Hausfrauen Einmaleins – da steht auch drin wie man Brot backt und so. Walkie Talkies, Machete, Axt, ein paar Survivalmesser, Campingkocher und Kartuschen, Feuerzeuge, Flintstein, Zunder, Camping Kochgeschirr und Besteck, Taschenlampen mit Akku, Powerbanks, Akkus, Handstromgenerator, Wasserfilter, Lifestraws, Trillerpfeifen, Signalraketen, eine wasserdichte Plane, zwei kleine Erste Hilfe Sets, zwei Kompasse, Kletterseile und Karabiner, ein Zwei-Mann-Zelt, Angelhaken und Schnur, ein gefaltetes Fischernetz und noch einiges mehr. Und du?“
Sie starrte ihn mit offenem Mund an.
„Ähm, ich dachte es würde nicht so Survival-mäßig sein. Ich hab nur ein paar Sachen zum Anziehen, Wechselschuhe, Shampoo und Seife, ein bisschen Makeup, ein Ebookreader, Süßigkeiten, mein Prism mit Powerbank und Netzgerät, dazu Kopfhörer und ein AR-Headset, ein paar Kartenspiele. Hey lach nicht du Arsch!“
Ted kringelte sich vor Lachen und sie wurde rot bis über beide Ohren.
„Ich dachte, wo du regelmäßig sowas machst wärst du total ausgerüstet und hab gar nicht so viel mitgenommen wie ich wollte. Ich wünschte ich hätte die Shotgun mitgenommen, damit fühle ich mich immer viel sicherer.“
„Du scheinst Mamas ganzen Schrank ausgeräumt zu haben.“
„So hat sich das auch angefühlt.“
„Ach deshalb warst du so kaputt als wir hier angekommen sind. Wenigstens sind auf meinem Prism zehn Terabyte Filme, Musik und Hörbücher auf Kristallspeicher, also solange der Akku mitmacht, ist für Unterhaltung gesorgt.“
„Warst du schon mal im Dschungel?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Es war immer mein Traum, aber mein Vater hat mich nie gelassen. Ich glaube Mama hat gesagt, dass wir mit unseren Körpern immun gegen Gifte und resistent gegen Krankheiten sind. Was uns aber nicht daran hindert uns das Leben aus dem Arsch zu scheißen, wenn wir die falsche Frucht erwischen.“
Ted schüttelte lachend den Kopf und kramte in einer der Taschen. Er warf ihr eine Packung Rationen zu und sie riss die Lasche auf. Nach ein paar Minuten kaute sie nachdenklich auf einem Riegel herum und starrte ins Feuer. Sie waren eng zusammengerückt und Ted hatte eine Pelzdecke um ihre beiden Schultern gelegt, jetzt war ihr schön warm. So saßen sie bestimmt Stunden, horchten in das nächtliche Toben des Dschungels um sie herum. Ein unheimlicher Schrei jagte den anderen. Das machte ihr Angst und irgendwann dämmerte sie zwar weg, aber ihr Schlaf war leicht und unruhig.
*
Tag 2. Der Geruch von Kaffee hing in der Luft als sie aufwachte. Es war noch früh am Morgen und die Morgendämmerung hatte eingesetzt. Sie setzte sich auf und sah Ted an einem Gaskocher.
„Morgen Akira, ich fürchte ich hab vergessen Milch einzupacken, aber wir haben immerhin Zucker. Ich hoffe du kommst mit starkem schwarzem Kaffee zurecht. Ich hab kaum ein Auge zugemacht und verdammt ich habe über ein Jahrzehnt im Urwald gelebt, aber diese Geräusche waren absonderlich. Ich habe beschlossen nicht ohne Armee in diesen Wald zu gehen! Du darfst gerne erkunden gehen, aber ich bleib hier.“
Sie lachte.
„Komm, sei doch nicht so ne kleine Pussy. Wir gehen da beide rein, zu zweit haben wir einfach mehr Chancen gegen böse Monster.“
Ted antwortete nicht, sondern goss den Kaffee in zwei Becher.
„Heute erkunden wir die Burg und dann müssen wir uns um Lebensmittel kümmern. Ich weiß nicht wann die das nächste Mal vorbeikommen oder ob die überhaupt regelmäßig Versorgungslieferungen machen. Ich hab genug Rationen für eine Woche. Wenn wir die Mahlzeiten strecken sogar noch ein bisschen mehr. Aber dann haben wir ein Problem.“
„Ja, ich denke wir sollten die Rationen als letzte Reserve halten und nur davon essen, wenn wir keinen Erfolg mit der Lebensmittelsuche haben.“
„Gut, machen wir so. Dann gibt’s jetzt erstmal Müsli mit Wasser. Guten Hunger.“
Er reichte ihr eine Tüte mit einer Müslimischung und kaute drauf los, nicht unbedingt mit Genuss, aber erstmal ging es darum etwas in den Magen zu bekommen. Nach einer Viertelstunde waren sie fertig.
„Sollen wir erst die Kisten auspacken oder uns umsehen?“
„Ich schätze wir können die Kisten effizienter auspacken wenn wir wissen wo alles seinen Platz hat.“
„Da stimme ich zu, komm wir gucken uns das Torhaus an, ich will wissen ob die Zugbrücke funktioniert.“
Ted stand auf, streckte die Glieder und half ihr hoch, zu zweit gingen sie über den völlig leeren Platz. Das Tor war etwa vier Meter breit und drei Meter hoch, aus dickem Stahl und an massiven Angeln eingehängt. Zu beiden Seiten gab es eine Tür, die in innere führte. Sie nahmen die linke und fanden ein mechanisches Gestänge und Schläuche, welche für das Heben und Senken der Zugbrücke verantwortlich schien, Hydraulik wie es schien. Die Wendeltreppe hoch landeten sie auf der Mauer. Ein Fallgitter gab es leider nicht, dafür waren hier offene Kisten mit Steinen zum runterwerfen oder durch die Löcher im Boden auf Angreifer schmeißen. Es war bemerkenswert, dass hier elektrische Lampen angebracht waren, denn sie sahen nirgendwo einen Schalter. Sonst gab es hier nichts zu entdecken. Als nächstes kam ein großes Steinhaus an die Reihe. Ted fluchte als sie eintraten.
„Verdammte Scheiße, wir hätten gestern doch erst den Hof durchsuchen sollen, dahinten sind Schubkarren und Sackkarren.“
„Und eine Menge Werkzeug für Garten-, Holz- und Feldarbeit. Und die Äxte sind richtig scharf, wie frisch geschärft.“
„Nur kein Pflug oder Geschirr für ein Pferd oder einen Esel.“
„Das wir aber auch erstmal finden müssten, sowas fällt doch nicht vom Himmel.“
„Und wir haben keine Räder, ich habe keine Ahnung wie man sowas baut, ich habe kein Handwerkliches Geschick, was bedauernswert ist weil hier auf der rechten Seite eine gutbestückte Werkstatt zur Holzbearbeitung ist, sogar mit elektrischen Bohrern und Sägen.“
„Und guck mal, über der Decke von der Werkstatt sind Getreidesilos.“
Sie gingen hoch und Ted kletterte auf eine Leiter um hineinzusehen.
„Und? Müssen wir nie wieder hungern?“
„Doch, die sind alle komplett leer. Alle vier.“
„Verdammter Mist. Da ist übrigens eine Rampe in einen Keller oder sowas in der Art.“
„Dann wollen wir doch mal sehen.“
Ted schaltete seine Taschenlampe an und ging die Rampe hinunter. Sie sahen sich um, nur leere Regale. Naja und Baustoffe. Holzplanken, Nägel und Schrauben, Rohmetall, Paletten an Ziegelsteinen und Zementsäcke.
„Schätze jetzt wissen wir zumindest einmal wo wir Kartoffeln lagern werden. Und mit dem Zeug können wir eine halbe Stadt bauen.“
„Nicht übertreiben.“
„Ok, für einen Bauernhof wird es reichen.“
„Schon besser. Jetzt wieder nach oben.“
Sie traten aus dem Lagerhaus heraus und wandten sich weiter. Da standen sie in einer gut ausgestatteten Schmiede. Mit einer großen Esse und einer Schmelze und angetriebenen Schleifsteinen. Das Werkzeug in den Halterungen wirkte nagelneu. Auch hier gab es maschinelle Schmiedehammer, die elektrisch betrieben wurden.
„Mit was befeuern wir denn die Esse? Holz?“
„Vielleicht finden wir noch was Passendes. Ansonsten können wir auch selbst Köhlern, das ist eigentlich gar nicht so schwer.“
„Na wenn du das sagst, glaube ich dir mal, Miss Survival.“
„Hör auf damit, ich war mit meinem Vater zelten, ich wurde nicht im Urwald ausgesetzt!“
„Schon gut, ich wollte dich nur ein bisschen aufziehen.“
„ist dir ja auch gelungen.“
Hier fanden sie auch ein kleines Quartier, für alle die hier arbeiten, mit vier Betten. Sie gingen ein Stück weiter.
„Ah ja, hier haben wir große Ställe für Hühner, Nutztiere und Schlachtvieh, jetzt fehlen uns nur noch die Tiere.“
„Wenigstens haben wir einen Dachboden voller Heu und Stroh. Und da ist auch der Eingang zum Wachturm. Komm mit.“
Es ging eine steile Wendeltreppe empor. In der ersten Etage standen ein paar Etagenbetten, in der zweiten Etage fanden sie Munitionskisten und Handgranaten.
„Schön dass wir zumindest ein bisschen Munition haben, nur leider waren das 7,92×57 mm Patronen, die werden eigentlich nur noch zur Jagd verwendet. Aber die Granaten sind nett, die nehme ich gern. Das waren auch welche für Rauch und Tränengas“
Und dann standen sie auf dem Turm.
„Sie mal, das ist zwar von der Außenseite Holz, aber die Wände bestehen im Inneren aus schwerem Stahl, dann ist das hier wohl ein ganz gut geschützter Käfig, außer es wirft jemand eine Handgranate rein.“
„Schon gut, lass uns weitergehen, sonst ist hier ja nichts.“
Kurz darauf, standen sie vor einem großen relativ flachen Bau mit einem hohen Schornstein. Links fanden sie einen großen quadratischen Schacht, verschlossen mit einer großen Luke. Sie leuchteten hinab, fanden aber nichts von wert, nur einen Schacht der Schräg nach unten führte.
„Dann wollen wir mal sehen was hier drin ist, ich tippe auf eine Bäckerei.“
„Dann ist das aber eine sehr große Bäckerei.“
„Ist ja auch ein ziemlich großer Kasten, da passen schon eine Menge hungrige Mäuler rein.“
Sie öffneten die Tür und sahen hinein, aus Deckenlichtern strömte helles Sonnenlicht. Eine riesige Maschine dominierte den Raum.
„Ich fall vom Glauben ab, das ist ein Dampfkraftwerk zur Erzeugung von Strom. Und das ist alles ist nagelneu, hier liegt kaum Staub. Guck, da vorne unten ist der Brennofen, wo man den Festbrennstoff reinwirft. Links ist der große Wassertank, dahinten ist der Kessel zur Dampferzeugung und rechts ist der Generator. Komm mit nach unten, hier führt eine Treppe lang. Hey guck mal, anscheinend hat das Kraftwerk einen eigenen Wasserbrunnen, jedenfalls ist da ein Handrad in der Wand. Und links daneben ist eine Schütte und wenn ich mir das so richtig denke kann man diesem Kran Brennstoff aus dem Keller hochholen, Moment ich kurbel mal.“
Die Kurbel drehte sich leichtgängig wie frisch geölt und aus der Tiefe hörte man ein Scharen. Dann nach ein paar Minuten kam ein Kasten den Schacht hoch und gut zwanzig Kilo Steinkohlebriketts fielen in eine Steinwanne.
„Geil wir haben richtige Kohle. Wobei wir aber nicht wissen, wie viel Kohle wir da unten insgesamt haben, von daher schlage ich vor, die wertvolle Kohle für später aufzuheben und erstmal mit Holz zu heizen.“
Sie gingen durch eine Tür und landeten in einem Raum voller Wasserkessel und noch einem Brennofen.
„Hier wird wohl das heiße Wasser zum Heizen und Waschen erzeugt. Und da sind elektrische Pumpen, die wohl den ganzen Bau hier versorgen.“
Sie gingen zurück und zu einer Stahltür und fanden dahinter einen Raum voller Elektrik und Schaltkästen. Akira stieß einen Jubelschrei aus, als sie an einem Schreibtisch einen Computer entdeckte.
„Ich wette über dieses Terminal wird ziemlich viel Haustechnik geregelt. Das sind Serverschränke und Switches und der Computer ist anscheinend mit einem Ethernet Kabel verbunden. Nur bezweifle ich dass wir mitten im Dschungel Internet haben. Und guck dir mal diese Apparaturen an, ein paar sind analog, hier: Akkustand null Kilowattstunden, dann haben wir hier Akkus zum Strom speichern. Und hier an der Wand, mit diesen Schaltern können wir einstellen in welche Teile der Burg der Strom umgeleitet wird. Komm, da ist noch eine Tür.“
Akira ging zu einer weiteren Stahltür, die allerdings verschlossen war.
„Mh, die ist gegen die Leere abgeschirmt, ich kann weder durchgucken noch hindurchgehen.“
Wieder auf dem Hof angekommen gingen sie zu einem Brunnen in einer Ecke.
„Mensch, das ist ein verdammt tiefes Loch, ich werf mal ein Steinchen.“
Ted ließ einen Kieselstein in den Brunnen fallen und nach einer ziemlich langen Weile vernahmen sie ein entferntes kaum vernehmbares Platschen. Neben dem Brunnenschacht standen zwei Eimer und eine ziemlich große Seiltrommel mit Kurbel. Links befand sich ein großer Wasserhahn mit einer Handkurbel. Sie kurbelten zu zweit und nach ein fünf Minuten plätscherte Wasser aus dem Hahn. Den Verschlag für das Feuerholz hatten sie schon gesehen also wandten sie sich zu einem Tor zwischen dem Steinwürfel und dem hohen Bergfried zu. Dahinter erblickten sie noch ein Torhaus und links und rechts große Doppelseitige Türen, richtige Portale.
„Ich wäre für Links, ich denke das geht schneller als dieser fette Kasten da.“
„Gut es ist links.“
Sie drückten die Pforte nach innen auf und standen an einer Treppe nach unten mit einer kunstvoll gearbeiteten Balustrade aus Stein. Sie sahen auf einen von mehrstöckigen Galerien umringten Lichthof herab, an dessen Grund ein kleiner Baum mit kräftigem Stamm wuchs, die Rinde war von feinen Äderchen durchzogen die blau pulsierten.
„Ich glaubs nicht, das ist ein Heiligtum mit einem echten Götterbaum, die sind wahnsinnig selten und werden Jahrtausende alt. Wenn du geübt bist und im Schatten eines Götterbaums meditierst, kannst du die Seelen derjenigen hören, die in die Leere eingetreten sind. Und man kann von Götterbaum zu Götterbaum mental Kommunizieren. So wurden schon vor Jahrtausenden Nachrichten zwischen den Priestern und Mönchen ausgetauscht. Und die Blätter des Götterbaums haben heilende Kräfte, ein Sud soll das Leben von Sterblichen verlängern und selbst die größten Wunden heilen. Es ist eine große Ehre, dass wir einen Götterbaum in unserer Nähe haben, ich habe von Leuten gehört, die tausende von Kilometern gereist sind um eine … ähm, Audienz mit einem dieser altehrwürdigen Bäume zu gelangen.“
Akira nickte bedächtig und ihr Blick viel auf die endlosen Reihen von Bücherregalen mit alten Büchern und Schriftrollen. Das mussten abertausende von Büchern sein. Links befand sich eine Tür hinter der sich ein Studienzimmer mit ein paar großen Schreibtischen befand. Auf einigen befand sich eine große Lupe an einem beweglichen Arm. Auch hier waren die Regale voller Bücher und Schriftrollen. Ted trat näher an den Tisch und fuhr mit den Fingen über die Schriftzeichen.
„Das ist in der alten Sprache geschrieben, nur die wenigsten verstehen sie. Man nennt sie Vá, ebenso der Name des untergegangenen Volkes. Es ist eher was für Gelehrte und Archäologen, bin ich aber nicht. Emmet würde Luftsprünge machen wenn er das hier sieht.“
Akira nahm ein altes Buch aus einem Regal und schlug es auch. Sie konnte es lesen, aber sie verstand es nicht, Ted trat näher und sah über ihre Schulter.
„Das ist Dalalonisch, aber ein sehr alter Dialekt, man kann es kaum lesen. Es geht glaube ich um Sternzeichen und so einen Mist. Stell ihn wieder zurück.“
In der Ecke war eine Holztür zu einer Treppe nach unten. Eine Etage weiter unten befanden sich Wohnquartiere mit einem eigenen Bad. Sie gingen weiter nach unten und stießen auf ein riesiges Archiv mit Regalen voller Schrifttafeln und alter Artefakte, es war wie in einem Museum. Und noch mehr Bücher, viel mehr. Ihnen war nicht so nach lesen zumute und sie gingen wieder nach oben. Als nächsten erklommen sie das zweite Torhaus und sahen nichts, nur Gestrüpp und ein paar Büsche und dahinter aufragende Bäume.
„Warum bauen die ein Torhaus, wenn das einfach ins Nichts führt? Komm wir gucken mal raus.“
Sie öffneten das Leichtgängige Tor und sahen nach draußen. Akira kniete sich hin und musterte den Boden. Dann, einer Eingebung folgend, grub sie ein Loch. Jetzt fühlte sie einen gewissen Triumpf.
„Guck mal Ted, da geht eine gemauerte Rampe runter. Ich glaube die haben irgendwas da unten gebaut und dann alles mit Erde zugeschüttet.“
„Warum sollten die das machen.“
„Kennst du nicht diese Computerspiele wo du erst nach und nach verschiedene Bereiche eines Levels freischaltest? So genau fühlt sich das hier alles für mich an. Erst die verschlossene Stahltür und dann das hier. Das ist doch merkwürdig.“
„Kenne ich, nachdem ich auf der Erde gelandet bin, haben die mich nicht rausgelassen, also hab ich mit Snacks eingebunkert und den ganzen Tag lang nur Videospiele gespielt. Mensch, was auch immer die hier hinterlassen haben, das wird eine scheiß Arbeit den Mist hier wieder auszugraben.“
Sie verschlossen das Tor wieder sorgfältig und widmeten sich dem Bergfried.
„Zuerst den Keller, ich glaube wir sparen uns das spannendste zum Schluss auf.“
Sie betraten ein großes viereckiges Treppenhaus mit breiten Steinstufen, es schien aber noch ein kleineres Treppenhaus für Bedienstete zu geben. Zwischen den Treppen lief ein geräumiger Fahrstuhl in einem offenen Schacht. Im Untergeschoss schalteten sie ihre Lampen an. Sie betraten einen großen Raum, mit aberdutzenden Quartieren mit Betten und Schränken, es waren sechzig Betten. Dazu einen sehr großen Waschraum mit Toiletten, Duschen und Reihen von Waschbecken. Es wirkte erstaunlich modern. In einem anderen Raum fanden sie Vorräte. Irrsinnige Mengen an Bierflaschen, Wein und Spirituosen hinter einer verschlossenen Holztür, so viele dass man glauben musste die hätten einen Getränkemarkt überfallen. Aber keinerlei Lebensmittel, nur leere Einmachgläser und leere Plastikwannen, Eimer und Fässer. Im Dritten Raum unter dem Bergfried fanden sie eine Wäscherei mit großen Industriewaschmaschinen, Trocknern und Tonnen an Waschmitteln. Im zweiten Kellergeschoss stießen sie neben einem Verlies auf einen spannenden riesigen Raum mit ewig viel Stauraum – die Waffenkammer.
Altmodische Rüstungen aller Art mit Stahlhelmen, schusssichere Westen, ballistische Helme, Schwerter, Streitäxte, Streitkolben, Dolche und Speere. Aber keine Schusswaffen, dafür aber schier unerschöpfliche Mengen an Munition für jedes nur erdenkliche Kaliber. Ted deutete auf eine genagelte Holzkiste.
„Guck, wir haben Glück, da steht 9m Parabellum drauf und die ist nicht anzuheben, da hätte ich den Beutel mit der Munition gar nicht mitnehmen müssen. Und das alles ist der Wahnsinn, guck mal da sind Mörsergranaten und eine Riesenkiste .50 BMG, fehlen nur noch die Waffen und wir können Krieg spielen. Wir haben sogar Kanister mit Schießpulver und das Werkzeug um selbst Munition herzustellen. Das ist der totale Wahnsinn.“
„Ja, jetzt bin ich gespannt auf die oberen Etagen.“
Sie liefen die Treppen wieder hoch und machten die Lampen aus, im Erdgeschoss gab es Fenster.
„Bingo, Glückstreffer, die Küche, hoffentlich gibt’s hier was zu futtern.“
Sie betraten die gewaltige Küche mit langen Arbeitstischen und bergeweise Werkzeug und Küchengeräten. An einem der zwei breiten Gasherd mit sechs Kochstellen und zwei separaten Backöfen blieben sie neugierig stehen und Ted drehte an einem Knopf und ein schwacher Geruch nach Gas erfüllte die Küche, mit seiner Gabe zündete er die Herdplatte an.
„Zumindest haben wir schon mal Gas. Wenn ich mich täusche ist das Blaustoff, ein hochenergetisches brennbares Gas. Das hat so viel Dampf, dass damit sogar Kampfjets betrieben werden. Hoffentlich ist der Tank irgendwo im Keller gut geschützt. Blaustoff hat irrsinnige Zerstörungskräfte!“
Die Küche hatte zwei Türen, hinter der ersten befand sich eine Mühle mit großem Mühlstein und allerlei Küchengeräte, die man nicht jeden Tag brauchte.
„Mh, man kann die Elektrik zuschalten, aber ansonsten heißte es kurbeln, kurbeln, kurbeln.“
Die andere Tür war verlockender.
„Yes. Die Speisekammer.“
Jubelte Akira beinahe schon, aber ihre Freude schwang schnell in Enttäuschung um, als sie den enorm großen Raum betraten.
„Tja, außer leeren Gläsern und Behältern und einer Wagenladung Gewürze ist hier nichts. Und die haben eindeutig einen Teeladen ausgeraubt, leider nur keinen Kaffee. Mit dem Speiseöl und Essig hier können wir einen Pool füllen und bis an unser Lebensende Gemüsebrühe schlürfen. Man ich hab mich so auf ein paar Snacks gefreut. Aber das ist ne Sackgasse.“
In der Nähe des Treppenhauses war ein Raum mit Garderoben und einem großen Kleidungslager. Dazu war ein Raum gewissermaßen die Poststelle, mit Einer Klappe für Brieftauben plus Käfige, Schreibtischen und Regalen mit Briefen und Papier. In der Ecke waren ein seltsamer PC und eine Art Drucker. Vielleicht war es auch ein altes Fax.
Im ersten Obergeschoss öffneten sie eine große doppelflügelige Tür und Ted stieß einen anerkennenden Pfiff aus.
„Heiliges Kanonenrohr, das ist ja ein richtiger Thronsaal. Hier mit zwei langen Tafeln und Bänken und einem hohen Tisch mit Thron. Schau dir nur dieses Buntglasfenster an, ich als der Feuerball werfende Magier und du als mutige Kriegerin mit Schwert und Bogen. Nur leider kann ich momentan höchstens eine Feuermurmel beschwören, schätze ich werde viel üben müssen. Dahinten war aber noch eine Tür. Mal gucken was da drin ist.“
Sie fanden komfortable Unterkünfte vor, sechzehn Betten. Sie tippte, dass man hier Reisende unterbringen konnte. Dann nahmen sie die Treppe ins zweite Obergeschoss. Hier entdeckten sie eine gut ausgestattete Krankenstation mit zehn Betten und Tonnen an Verbandsmaterial, aber wenig Arzneimittel und Medizin. Wäre ja auch zu schön gewesen.
Im Raum daneben war eine Schneiderei mit einem großen Lager und richtig tollen Stoffen und Tüchern. Dann gab es noch einen großen Raum der ein bisschen wie das Hauptquartier der Burg aussah. In der Mitte stand ein großer Tisch aus glattem schwarzem Kristall. Teds Erklärung das sei ein Computer nahm sie ihm nicht ab. Es gab eine abgetrennte Funkkabine, Stationen mit Bildschirmen für Radar und anderen Krempel. Dazu lustigerweise einen mit einer Glaswand abgetrennten Raum mit einem Radiostudio.
„Nett, jetzt können wir Podcasts für uns selbst aufnehmen wenn wir Strom und Langeweile haben. Wenn ich die Geräte hier so sehe müssten hier auf dem Dach auch ein Radar und eine Antenne geben. Ich glaube viel kann oben nicht mehr kommen.“
Im dritten Obergeschoss befanden sich die Privatgemächer der Herrscherfamilie. Eine Kombination aus Schlafzimmer der Eltern und Wohnzimmer, mit einem riesigen Bett, Sofas und einem Kamin. Dazu drei Kinderzimmer, ein gigantisches Bad mit einer im Boden versenkten poolartigen Badewanne und großer Dusche sowie einen großen Ankleideraum mit zahllosen fein gearbeiteten Kleidungsstücken, Gewändern und Roben, dazu völlig absurde Mengen an Fellen und Pelzmänteln.
„Schätze deine Mutter hat hier oben mitgeholfen. Entweder wird es hier schweinekalt oder deine liebe Frau Mama hat einen Knall.“
„Das stimmt, aber ich für meinen Teil trag gerne Pelz. Ich glaube viel mehr kann nicht noch kommen.“
Diesmal gingen sie etwas länger und kamen auf dem Dach raus, es schien als wäre die Decke verdammt dick. Der Boden war aus Stein und in der Mitte war eine Versenkung, in der ein Mörser auf einer Lafette stand. In einer Ecke erhob sich ein hoher pyramidenförmiger Turm aus grauem Stahl aus dem allerlei Anbauten mit Kugelförmigen Sensoren und lange Antennen ragten. Ringsum lief eine etwa Brusttiefe Mauer. An zwei Stellen befanden sich Treppen nach unten die zu einem umlaufenden Wehrgang führte, auch hier innen mit dicken Stahlplatten ausgelegt. Von hier führten noch zwei Treppen zu Räumen im Zwischengeschoss wo Munition für Gewehre und den Mörser gelagert wurden. Ted stand an der Brüstung und sah nach unten, von hier aus hatte man eine gute Aussicht.
„Das ist ein schöner Ausblick, wenn doch nur unsere Lebensmittelsituation nicht so ungünstig wäre. Weißt du was mir von hier oben auffällt? Das Gelände ist zum Landeplatz hin abschüssig, wenn wir also hangaufwärts eine Quelle finden …“
„Könnten wir unsere Wasserquellen verdoppeln und eine Mühle oder einen Generator bauen!“
„Richtig erkannt. Mal schauen, auf drei Seiten ist etwa zehn Meter Gestrüpp, dann kleine Bäume und erst so nach und nach beginnt der Dschungel, das da hinten in der Ferne sind wirklich mordsmäßig große Bäume, die sind ja locker hundert Meter hoch. Und ganz im Norden, wow, das sind die größten Berge, die ich jemals außerhalb von Dalalonien gesehen habe, die müssen dutzende Kilometer hoch sein, also kein Wunder dass wir die von hier oben sehen. Hangabwärts haben wir ziemlich viel Platz, immerhin ist da ein fetter Orca gelandet und die sind nicht gerade klein. Was machst du zuerst wenn wir die Kisten da unten ausgepackt haben?“
„Ich erkunde die nähere Umgebung und gucke ob ich Beeren oder Früchte finde.“
„Gut dann fange ich damit an das Gestrüpp niederzumachen, dass zu nah an die Mauer wächst. Damit kann ich bestimmt Reisig und Feuerholz sammeln. Wir wissen nicht wie voll der Blaustofftank unter der Burg ist und ich habe nur drei Kartuschen, aber hier ist überall Holz, wir sollten fürs erste mit Holz heizen und kochen.“
„Da stimme ich dir zu. Gut, dann lass und jetzt mal in die Kisten gucken.“
Auf dem Hof betrachteten sie den beträchtlichen Stapel aus Holzkisten und Plastikkisten. Das würde eine Weile dauern.
„So mal sehen, ich guck mal ob ich ein Brecheisen finde.“
Fünf Minuten erschien Ted wieder und machte sich an der ersten Kiste zu schaffen.
„Die müssen ein Museum ausgeraubt haben! Zwei Kisten mit Karbiner 98k, dann vier MG42 und eine Kiste mit ein Dutzend AK-47, ach du dickes Ei. Ok hier wird’s aber besser, eine Kiste mit Glock 17 Pistolen samt Zubehör, da hätte ich mir die Mühe mit den Berettas gar nicht machen müssen. Mh, das sind zwanzig Stück und einen Arsch voll leere Magazine. Oh, na das ist definitiv besser. vier HK MR308 Designated Marksmen Rifles schon fertig montiert mit Zweibein und Zielfernrohr. Und hier? Oh komm zu Papa, zwei AWM von Accuracy International, ein Präzisionsgewehr und hier zwei AI AX50 in .50 BMG, das haut dicke Löcher. Uh oh, gibt’s hier Panzer? Das sind fünf RPG-7 Werfer, ich hab bergeweise Raketen dafür im Keller gesehen. Und dann noch diese beiden scheiß schweren Kisten, von der Plackerei habe ich immer noch Muskelkater. Das sind wohl noch ein Mörser und ein paar Granatwerfer. Und hier? Halleluja das ist ein schweres Gaussgewehr, die tragen normalerweise nur Ritter der Bruderschaft. Damit kannst du einen Kampfpanzer frontal zerlegen, vorausgesetzt du hast genug Saft um die anzutreiben.“
Sie fanden zwei Compound-Bögen und vier Recurvebögen samt Zubehör und eine Riesentonne mit hunderten von Pfeilen. Eine Kiste mit Nachtsichtgeräten und ein paar mit Visieren und Zubehör für die Waffen.
„Oh, Rettung in der Not, das sind Nox Rationspakete. Mal schauen was draufsteht, soso, drei Mahlzeiten plus Snacks und Getränke. Ich zähl sie mal durch. Dreißig Stück, macht also fünfzehn Tage. Besser als nichts, also mit meinen Rationen knapp drei Wochen Zeit um Nahrung an diesem merkwürdigen Ort zu finden.“
In einer Kiste war alles voller Taschen und Rucksäcke, dann Gefrierbeutel und Plastiktütchen mit Verschluss kistenweise, Plastikeimer und Gießkannen, Messer und Klappspaten, Rollen mit Schnur, Eine Kiste mit Arznei, Trinkflaschen und Plastikboxen, Kletterseile, Haken und Karabiner, aber keine weiteren Vorräte. Ted war begeistert als er eine große Kiste voller Kaffeebohnen fand. Kisten mit dicken Wolldecken und Sachen für Arbeitsschutz wie Ohrenschützer, Helme, Handschuhe und Schutzbrillen – auch für Warane. Zudem fanden sie eine kleine Schatzgrube, eine Kiste voller Pflanzensamen, in unbeschrifteten Blechdosen. Dann eine Kiste voller Trockenhefe. Sie fanden vier Zehn-Kilo-Säcke mit verschiedenem Getreide und eine recht große Kiste mit Basmatireis – also waren sie fürs erste gut versorgt.
„Du Ted, ich hätte eine Idee. Wir leeren alle Kisten die wir haben und befüllen sie mit Pflanzenerde, dann können wir zum einen diese Fläche hinter dem zweiten Torhaus ausgraben, sondern haben auch Töpfe um Pflanzen in kleinem Maßstab anzubauen. Wenn wir das vor den Toren machen könnte irgendein Tier die Samen fressen oder die wachsenden Pflanzen ausgraben. Auch können wir in den Plastikwannen Regenwasser auffangen.“
„Ich schätze das ist die Idee des Tages. Komm wir räumen alles ein.“
„Und ich würde vorschlagen, dass wir unser Basislager oben auf dem Bergfried aufschlagen, von da haben wir einfach die beste Aussicht und sehen Gefahren schon von weitem.“
Drei Stunden später stapelten sich die leeren Behälter auf dem Platz, hatten sie alles eingeräumt und ihr Lager nach oben verlegt. Ihre Taschen und Rucksäcke hatten sie nach oben mitgenommen. Ted hatte das AI AX50 und eine Kiste .50 BMG Munition nach oben geschleppt. Jetzt saßen sie auf ihrem Lager und aßen Gulasch mit Nudeln von Nox – sehr schmackhaft – dazu tranken sie gesüßten Kaffee. Akira hatte in ihrem von ihrer Mutter Liz gepackten Rucksack noch ein paar Rationspakete von Nox gefunden, also drei weitere wertvolle Tage Essen.
„Die Sonne steht noch ziemlich hoch, ich finde wenn wir rausgehen, sollten wir Rationen für wenigstens zwei Tage mitnehmen, falls wir uns verirren. Also zwei Pakete und mindestens drei Liter Wasser.“
„Aber das Zeug wiegt doch total viel.“
An dieser Stelle fing Ted an breit zu grinsen.
„Schon. Komm ich zeig dir deinen neuen besten Freund.“
Er reichte ihr einen Block aus milchig schwarzem Glas. Etwa drei Fingerbreit dick und so groß wie ein Taschenbuch. Ratlos drehte sie den recht schweren Glasblock in ihren Händen, alle Seiten waren makellos und Spiegelglatt, nirgendwo gab es Löcher oder Anschlüsse.
„Das ist ein Almanach, ein sehr seltenes Artefakt aus der alten Welt. Ich hab auf meinen Abenteuern zwei gefunden, den hier gebe ich dir, wo wir ja jetzt quasi Seelenverwandte sind.“
Sie sah ihn fragend an.
„Was mache ich damit?“
„Erstmal musst du ihn auf die kalibrieren, damit er weiß dass er zu dir gehört. Klapp ihn auf.“
Sie starrte den Glasblock an, nirgendswo war ein Scharnier zu erkennen.
„Komm ich zeigs dir.“
Ted nahm den Glasblock in die Hand und faltete ihn zweimal auf. Ihr klappte die Kinnlade herunter.
„Und jetzt beide Hände rauflegen und die Augen zu machen.“
Sie tat wie befohlen und ihre Hände fingen an zu kribbeln und wurden erst sehr kalt und dann sehr warm. Sie machte ihre Augen auf und weiße Linien glommen auf dem Glas.
„jetzt kannst du ihn verwenden. Es ist gewisser Weise wie ein Computer, du kannst zum Beispiel Notizen anlegen und das Ding hat eine Dreidimensionale Karte.“
„Wie bediene ich es?“
„Durch Gesten, da gehört viel Übung dazu. Ich hab einen aus einem Museum geklaut als ich acht war, hat mich Jahre gebraucht herauszufinden was damit möglich ist. Und es gibt so die ein oder andere Sache die ziemlich Mindblowing ist, nimm ihn mal hoch.“
Sie nahm den Almanach in die Hand und sah Ted fragend an.
„Und jetzt lass ihn los.“
„Aber das ist Glas, der geht doch kaputt.“
„Vertrau mir, lass ihn einfach los.“
Ängstlich öffnete sie die Finger und ließ den Almanach los. Es passierte nichts, der Almanach verharrte in der Luft, wie als würde ihn Gravitation nicht beeinflussen.
„Das ist ja irre. Wie funktioniert das?“
„Keine Ahnung, dass ist Technologie der Vá, niemand versteht das so wirklich. Das ist eine Anomalie der normalen Gesetzmäßigkeiten. Anomalien egal in welcher Form sind oft ein Symbol dafür, dass irgendwo ein Artefakt oder ein Bauwerk der Vá in der Nähe ist. Ich kannte mal einen jungen Archäologen, Emmet. Wir haben zusammen Abenteuer erlebt, aber wahrscheinlich ist er im Weltenportal verloren gegangen.“
Er wirkte sehr betrübt, dann hellte sich seine Miene auf.
„Ich hab noch was richtig cooles, dazu müsstest du mal deinen Oberkörper freimachen und dich auf den Rücken legen.“
Er öffnete seine Hand und zeigte ihr vier Objekte von der Größe eines Zuckerwürfels aus demselben milchig schwarzen Glas. Ratlos zog sie ihr T-Shirt aus und legte sich auf das Lager.
„Handflächen nach oben. Hinlegen ist besser weil dir gleich mächtig schwindelig wird. Ich lege jetzt jeweils einen Würfel auf deine Stirn, deine Handflächen und deine Brust.“
Sie spürte die Berührung und dann wurde ihr ganzer Körper erst ganz kalt und dann ganz warm, am Ende war ihr so schwindelig, dass sie glaubte Kotzen zu müssen.
„Der Almanach hat dich für würdig befunden, ich schlage vor du bleibst erstmal liegen und schläfst eine Runde. Ich gehe runter mahle ein bisschen Mehl und gucke ob ich es hinkriege ein simples Fladenbrot zu backen.“
Sie wollte protestieren, aber da war sie schon eingeschlafen. Als sie aufwachte war es immer noch hell. Ted saß neben ihr und las in einem Buch. Als sie sich regte, legte er das Buch weg.
„Wie fühlst du dich?“
Sie hatte starke Kopfschmerzen, langsam sah sie sich um. Sie starrte auf ihre Handflächen, die Würfel waren verschwunden!
„Und was mach ich jetzt?“
„Ich hab uns erstmal einen Kaffee gekocht, in diesem einen Raum hab ich eine Kaffeemühle gefunden, das ist also echter geiler Kaffee und nicht so nen Instant Mist wie in den Rationspaketen. Bitte sehr, vielleicht geht’s dir dann besser.“
Sie nahm den Becher entgegen und nahm einen Schluck, wohlig ran die heiße Flüssigkeit ihre ausgedörrte Kehle hinab, das tat so gut. Schweigsam saßen sie da und lauschen den Geräuschen des Waldes.
„Und was bringen die Würfel?“
„Damit kannst du den Raum um dich manipulieren, komm ich zeig dir eine coole Fähigkeit des Almanachs.“
Ted stellte den Becher weg und hielt seine Hände so, als würde er ein Gewehr halten. Was machst du da wollte sie fragen als sie entgeistert sah wie sich das MR308 in seinen Händen materialisierte.
„Wie machst du das?“
„Naja, ich nenne es das Leereninventar, denn wenn du den Almanach aufklappst und etwas draufstellst verschwindet es und landet im Inventar, das ist wie in einem Computerspiel. Und wenn du an den Gegenstand denkst und du ihn wieder erscheinen lassen willst, taucht er in deinen Händen auf. Allerdings ist die Größe nicht unendlich und es richtet sich nach dem Gewicht der Gegenstände. Und der Speicher wächst gewissermaßen mit, aber nur unglaublich langsam.“
Akira holte ihren Almanach heraus und faltete ihn aus, dann stellte sie ihren leeren Kaffeebecher auf die Fläche. Erst passierte nichts, aber nach ein paar Sekunden versank der Becher in der Fläche regelrecht und löste sich auf. Sie dachte ganz fest an den Becher und tat so, als würde sie einen Becher halten. Tatsächlich, in ihrer Hand materialisierte sich der Becher.
„Das ist ja der helle Wahnsinn!“
„Ich weiß, das hat mir Diebeszüge ungemein erleichtert, weil ich so nie mit Beute erwischt wurde. Aber du solltest keinen lebenden Organismus ins Inventar legen, ich hab‘s mal mit einem Huhn probiert und es ist vor meinen Augen regelrecht explodiert. Das war ne Riesensauerei.“
„Gut, dann ziehe ich mir ein paar gescheite Cargopants an und sammle meine Ausrüstung zusammen, steht die Sonne noch hoch?“
„Mh, ich denke ein paar Stunden hast du noch. Apropos, was hältst du davon, dass wir abwechselnd schlafen und immer einer für ein paar Stunden Wache hält und Patrouille geht?“
„Das ist gut, aber erstmal nur oben im Bergfried, von hier oben hat man genug Übersicht. Soll ich dir ein Nachtsichtgerät holen?“
„Ne, die sind nur für Menschen, meine Augen liegen viel weiter seitlich, ich brauch andere. Dafür hab ich einen richtig guten Geruchssinn mit meiner Zunge. Das hast du nicht.“
„Dafür musst du dich nicht ständig rasieren!“
„Apropos, ich habe aus dem Bad deiner Mutter einen Rasierer und ein paar Packungen Klingen geklaut, nicht das dir noch ein flauschiges Fell wächst.“
„Was hast du noch geklaut?“
„Ich hab mich in der Küche bedient und ein paar Vorratspackungen mit Reis abgegriffen, dazu Soßen. Dann Fischkonserven, eingelegtes Gemüse, ein paar Zucchini, Kartoffeln und Zwiebeln, Nüsse, getrocknete Pilze und ein paar Konservendosen mit diversen Eintöpfen. Und aus dem Schuppen einen Werkzeugkasten, Zollstock, Maßband und eine Akkubohrmaschine. Ach ja, zwei Packungen Klopapier. Und noch so Kleinkram wie Schokoriegel und Energieriegel.“
„Für wie lange reicht das?“
„Zu zwei bestimmt eine weitere Woche. Heute gibt’s Reis.“
„Du bist genial, die Kartoffeln und Zwiebeln können wir anbauen!“
„Deshalb hab ich die auch mitgenommen. Weil noch Platz war hab ich aus dem Musikzimmer aus Spaß eine Trompete mitgehen lassen. Für Signale und so dachte ich mir.“
„Puh, im Gegensatz zu dir fühle ich mich so nutzlos, bis auf die Wechselsachen habe ich nur Plunder dabei.“
„Sag das nicht, du hast für Unterhaltung gesorgt. Wenn der Strom läuft und wir dein Prism an die Anlage angeschlossen bekommen, können wir über Radio Musik laufen lassen. Ich hab tragbare Radios im Keller gefunden. Außerdem hast du Kartenspiele und ein paar Bücher dabei. An sowas habe ich gar nicht gedacht. Also muss ich dich auch mal loben. Und das Makeup heben wir uns auf, falls wir irgendwann ein richtiges Gefolge haben. Irgendwann in hunderten von Jahren.“
Ted lachte und schenkte Kaffee nach. Eine Stunde später hatte sie alles vorbereitet und entfaltete den Almanach zur Größe einer Landkarte. Zuerst legte sie das MR308 und zwei Reservemagazine rauf, .308 Winchester Munition hatte ordentlich Wumms und immerhin wussten sie nicht was es hier für Tiere gab. Dann einen vier Liter Kanister mit Wasser und drei Rationspakete. Eine Machete und ein zwanzig Meter Seil mit ein paar Haken, da spürte sie, dass nicht mehr viel reinpassen würde, also legte sie nur noch eine Taschenlampe und Reserve Akkus dazu.
Sie hatte ihre bequeme Cargohose angezogen und einen Gürtel angelegt. Dazu einen Sportsbra und darüber eine Hemd und einen Brustgurt mit einer Tasche für ein kleines Notizbuch und ein paar Stifte, immerhin war das eine völlig unbekannte Welt. In den Gürtel steckte sie einen Kompass, ihr Messer, ein paar Taschen, in die sie Plastiktütchen und Verbandsmaterial füllte, ein kleines Fernrohr, Leuchtfackeln und ein Streichhölzer. Dazu schnappte sie sich einen Rucksack und packte den Almanach, einen leichten Pullover und Mütze, einen Regenponcho, ein Nachtsichtgerät, eine Wasserflasche und ein paar Snacks ein. An ihr Handgelenk schnallte sie eine Uhr, die sie im Hauptquartier in einer Schublade gefunden hat. Merkwürdigerweise hatte die Uhr 30 und nicht 24 Stunden auf dem Ziffernblatt. Dazu ein kleines Feld wo eine Sonne abgebildet war. Aber sie schien zu laufen.
Ted machte sich derweil in der Küche zu schaffen und sie ging zu ihm. Er formte flache Brotlaibe.
„Na Herr Bäcker, bist du erfolgreich?“
„Kann so sagen, ein Brot ist schon fertig. Während du gepennt hast war ich stundenlang am Mehl mahlen. Hier du kannst was abhaben, es ist noch warm. Woa du siehst ja aus als würdest du für Tage in den Wald gehen.“
„Erstmal will ich nur die nähere Umgebung erkunden und auf ein paar der Bäume steigen.“
„Sei aber vorsichtshalber wieder da bevor die Sonne untergeht.“
Er sah auf die Uhr, die sie bis jetzt gar nicht bemerkt hatte.
„Du hast noch etwa drei Stunden Zeit bis die Dämmerung einsetzt.“
„Woher weißt du das?“
Er sah sie nicht wenig verständnislos an.
„Weil meine Uhr wieder funktioniert, die ist an die Leere gekoppelt, besser gesagt auf das Leerenkraftfeld auf Voras, dem Planeten auf dem ich aufgewachsen bin. Wir sind also nicht auf der Erde. Irgendwie müssen die es geschafft haben ein Portal zu erschaffen. Oder die haben ein unglaublich mächtiges Artefakt der Vá gefunden haben, mit dem du fremde Welten bereisen kannst.“
„Und das sagst du mir erst jetzt?“
„Mädchen, ich hatte fünf Jahre eine Uhr am Handgelenk die nicht funktioniert, weil ich auf der Erde war, warum sollte ich annehmen das die uns auf Voras absetzen? Als ich den Dschungel aus dem Fenster des Orca gesehen habe dachte ich an das Gaja Projekt auf Grönland oder den Dschungel am Amazonasbecken. Außerdem ist mir das erst vor ein paar Stunden aufgefallen als ich nach einer Uhr gesucht habe weil ich den ersten Laib Brot fertig hatte. Egal jetzt wissen wir wo wir sind. Stück Brot gefällig?“
Etwas verstimmt nahm sie sich von dem Brot.
„Bisschen kross geworden, aber nicht so furchtbar wie angenommen.“
„Tja, ich stecke eben voller Wunder.“
Er zwinkerte ihr zu, und sie riss den Brotfladen in zwei Hälften und packte eine Hälfte in ihren Rucksack, dann ging sie los.
Das Gestrüpp um ihre Burg herum war wenig ergiebig, aber sie fand ein paar kleine Knollen, die sie vorsichtshalber einsteckte. Als sie ihren Kompass hervorholte bemerkte sie, dass die Burg genau nach Norden ausgerichtet war. Sie ging ein paar Schritte in den Urwald hinein der nicht so dicht war wie sie erwartet hatte, am Boden könnte man fast schon Autofahren, so weit standen die Bäume teilweise auseinander. An einer Stelle wo der Boden etwas matschig war, fand sie Spuren eines ziemlich großen Tieres. Sie fand fremdartig aussehende Pilze und Pflanzen. An einem dicken Stamm wucherte ein Gestrüpp mit Früchten von der Größe einer Gewürzgurke, weiß mit blauen Flecken und sehr fleischig. Sie nahm ein paar zur späteren Untersuchung mit und dann ging sie auch schon wieder zurück in die schützende Basis der Burg.
Ted servierte Reis mit Soße Süß-Sauer und frischem Fladenbrot.
„Und was spannendes entdeckt?“
„Du lagst daneben. Wie sitzen nämlich auf der Kuppe eines Hügels, im Norden, Osten und Westen ist es stark abschüssig. Nach Süden zum Landeplatz hin gibt es nur ein ganz leichtes Gefälle.“
„Tja, das ist gut zum Verteidigen, aber schlecht für unser Wassermühlen-Projekt. Vielleicht sollten wir ein Windrad stattdessen bauen. Und wir müssen den Generator mal langsam in Gang bekommen, wir haben zwar Klos mit Wasserspülung, aber das bringt dir nichts, wenn keine Pumpe das Wasser hier nach oben transportiert. Also heißt es entweder jedes Mal nach unten rennen und in den Busch pissen oder einen Eimer nehmen und das Geschäft über die Zinnen schmeißen. Ich hab für dich übrigens einen … Adapter mitgenommen wenn du pissen willst.“
„Schön das beim Essen zu besprechen.“
Sie dachte einen Moment nach.
„Morgen werde ich zu einer kleinen Expedition aufbrechen und Proben sammeln. Aber ich werde nur ein paar Stunden in den Wald reingehen, keine Tagesausflüge fürs erste, nicht solange unsere Lebensmittelsituation nicht dauerhaft gut aussieht. Und wenn du den Generator anmachst würde ich das nachts machen, da sieht keiner den Rauch und den Maschinenlärm hört keiner bei dem Affentheater da draußen nachts.“
„Ok, ich hab mich hier übrigens nochmal genauer umgesehen und in diesem Arbeitsraum neben der Küche haben wir einen Schrank zum Räuchern von Fleisch und Fisch. Und einen Steinofen mit Holzzufuhr für Brote. Da werden die Brote besser als wenn ich die im Ofen des Herds mache.
Gut, dann sammle ich morgen Feuerholz und bereite die improvisierten Beete für die Kartoffeln und die Zwiebeln vor, wenn noch Platz übrig ist probiere ich ein paar der Samen aus, die wir gefunden haben.“
Nachdenklich starrte er ins Leere.
„Weißt du was doof ist? Während wir den Generator antreiben können wir nichts anderes machen und müssen womöglich Tage damit verbringen erst einmal Brennmaterial zu sammeln und das Wasser hochzupumpen. Wir verbrennen also auch sinnlos Rationen, während wir keine Lebensmittel gewinnen. Das ist nicht gut.“
„Ach wir werden schon essbare Sachen im Wald finden. Mach dir mal keine Sorgen.“
Aber das Wasserleitungs-Problem war nicht gut, sie mussten alles am Brunnen per Hand hochpumpen, weil der Strom nicht lief. So wuschen sie den Topf und die Teller in einer Waschschüssel, umständlich. Und die Heizung dürfte ohne Strom auch nicht funktionieren, jetzt war sie fast schon froh über die Massen an Fellen und Pelzmänteln die sie besaßen.
Unter dem freien Sternhimmel legte sie sich hin, sie durfte als erste schlafen und dämmerte schnell weg.
*
Tag 3. Es war verdammt kühl als sie bei Sonnenaufgang Ted weckte. So kalt dass sich Raureif gebildet auf den Oberflächen gebildet hatte. Ted setzte Kaffee auf und sie aßen das Brot von gestern und probierten die fleischigen Früchte, die sie gestern gefunden hatte. Es schmeckte nach einer Kreuzung aus Banane und Kartoffel und keiner von ihnen musste sich nach dem Verzehr übergeben.
Nach dem Frühstück überarbeitete sie ihre Ausrüstung. Sie hängte einen Klappspaten an ihren Rucksack und tauschte das MR308 gegen ein AK-47. Sie war keine Scharfschützin und ihr war der Gedanke lieber, ein Raubtier in möglichst kurzer Zeit mit möglichst viel Blei vollzupumpen. Außerdem war das AK-47 mit Reflexvisier gute zwei Kilo leichter als das MR308, das hieß sie konnte mehr Munition und andere Sachen mitnehmen. Zudem schnallte sie ein Bajonett vor. Dann ging sie raus und beobachtete wie Ted mit einer Schubkarre und bewaffnet mit Beil und Machete dem Gestrüpp um die Burg an den Kragen ging. Sie schmunzelte.
Der Tag lief nicht gut. Sie probierte verschiede Gewächse und musste sich übergeben und bekam heftigen Durchfall am Abend. Dafür sammelte sie einen ganzen Sack voll mit diesen Gurken, die sie am zweiten Tag gefunden hatte. Und sie notierte sich in ihr Notizbuch, welche der Pflanzen nicht verträglich waren, mit Skizze und Beschreibung der Frucht und Pflanze. Als sie zur Burg zurückkehrte war vom Gestrüpp nicht mehr viel übrig und sie sah Ted dabei zu wie er einen jungen Baum an der Baumgrenze fällte. Der Holzstapel in der Burg war gut gewachsen und ein paar der Kisten waren mit Erde gefüllt und mit Schildchen markiert. Scheint so, als wäre sein Tag wesentlich besser gelaufen. Heute übernahm sie die erste Nachtschicht.
*
Tag 4. Heute probierte sie keine Früchte aus sondern verbrachte den Tag damit auf Bäume zu klettern und die Flora und Fauna zu beobachten. Gegen Mittag kletterte sie gerade auf einem Baum, als ein großes Tier mit Ähnlichkeiten zu einem Triceratops langsam durch den Wald trottete, umschwirrt von einer Rotte Hühner. Der Große hatte vier Vorderbeine und zwei mächtige Hinterläufe, die Haut war dick und ledrig und mit Narben bedeckt. Der Kopf war gehörnt und hatte einen mächtigen Nackenschild. Der Bauch hing zu den Hinterläufen hin zu dicken Säcken herab in dessen Inneren sich eine Flüssigkeit zu bewegen schien. Über den Schultern waren knöcherne Auswüchse wie Plateaus, die von einer langen Hautfalte bedeckt wurden.
Die Hühner hatten nicht auch nur im Entferntesten Ähnlichkeiten mit einem Huhn, aber die Trompetenartigen Laute die sie ausstießen erinnerten an ein Gackern. Es waren bauchige kleine Kreaturen die sich wieselflink auf sechs kurzen kräftigen Beinen bewegten. Auf einem langen Hals saß ein Kopf mit großen wachsamen Augen und einem langen Rüssel. Weil das außer Insekten die ersten Kreaturen waren, von denen sie mehr als nur ein Vorbeihuschen sah oder einen Schrei hörte, beobachtete sie die Tiere aufmerksam. Immer wieder kletterte eins der Hühner hoch und verschwand unter der Hautfalte über den Schulterblättern. Vielleicht war dass ihr Bau oder eine Brutstätte.
Ab und zu trötete eins der Hühner und der Triceratops grub an der Stelle wo das Huhn gestanden hatte. Dann waren die Hühner also Spürhunde für Knollen unter der Erde, die der Riese selber nicht fand. Nach einer Stunde sammelten sich die Hühner an einer Stelle und buddelten wild trötend eine Grube, Der Triceratops stellte sich über die Grube und ließ eine große Menge einer Sirup-artigen lilafarbenen Flüssigkeit aus den Bauchsäcken in die Grube laufen und die Hühner saugten die Substanz mit ihren Rüsseln auf. Dann trottete die seltsame Gruppe davon. Nach ein paar Minuten kletterte Akira von ihrem Baum und trat an die Grube heran wo noch ein Rest Flüssigkeit war. Sie steckte einen Finger in die Flüssigkeit die zäh wie Sirup war und schob ihn sich in den Mund.
Es schmeckte leicht süßlich und fruchtig mit einer seltsamen nicht uninteressanten Note nach Pilzen. Sie füllte den Rest in eine Glasflasche. Und das Zeug war definitiv bekömmlich.
Sie lief am Boden zurück zur Burg und achtete nicht so auf den Boden wie sie mal hätte achten sollen. Jedenfalls bekam sie einen Riesenschreck als eine Falltürspinne von der Größe einer Hauskatze plötzlich ihren rechten Stiefel umklammerte. Sie mochte Spinnen und hatte immer gern mit Scarlett gespielt, der Tarantel ihrer Mutter, aber die hier war ja riesig. Als die Spinne feststelle, dass der Stiefel nicht in ihr Beuteschema passte, ließ sie los und krabbelte zurück in ihren Bau. Jetzt passte sie mehr auf und in der Abenddämmerung erreichte sie die Burg.
Bei der Burg sah sie Ted, wie er Holzscheite in eine Schubkarre warf, er musste noch einen Baum gefällt haben. Im Burghof waren jetzt zwei Drittel der Kisten und Container mit Erde gefüllt und mit beschrifteten Schildchen versehen. Ted war zwar nicht gebaut wie ein Schrank, aber er war ein echtes Arbeitstier mit viel Ausdauer. Sie hingegen hatte nur einen Sack mit Früchten gesammelt, aber ihre Beobachtungen waren auch was wert. Nach dem Abendessen hielt sie ihm das Fläschchen mit der Milch dieses Viehs unter die Nase.
„Koste mal.“
„Das sieht nicht aus, als sollte man das trinken.“
„Komm schon.“
„Ok, aber nur einen Teelöffel voll. Mh, riecht komisch aber nicht unangenehm. Schmeckt gar nicht mal so schlecht, wo hast du das her?“
Sie erzählte im von ihrem Tag und Ted musterte das Fläschchen nachdenklich.
„Wir müssen herausfinden ob wir dieses Tier melken können. Vielleicht können wir eins bei uns in den Ställen halten, wir müssen nur an die Knollen herankommen, die dieses Tier frisst. Und wir können es schlachten, wenn es alt wird. Großartig. Und ich versuche gerade diese weißen Gurken zu kultivieren, dazu werde ich ein Gitter aus Stöcken bauen, wo sich die Pflanzen hochranken können.“
„Gut mach das, ich denke wir sollten vielleicht die Tage zählen, die wir hier schon sind. Und du hast die erste Wache.“
*
Tag 5. Ein Horn erklang in den frühen Morgenstunden vor Sonnaufgang. Sie beide waren sofort hellwach und sprangen auf und das Horn erklang erneut, aus Richtung Süden. Momente später brach ein einzelner Reiter zwischen den Bäumen hervor, etwa zweihundertfünfzig Meter entfernt. Verfolgt von einem großen Schatten. Ted sprang sofort zur AI AX50 und sie lud ihr AK-47 durch.
„Ich renn runter und mach das Tor auf. Versuch ob du diesen Schatten ins Visier bekommst.“
„Alles klar Chefin.“
Er rannte mit dem schweren Scharfschützengewehr zu Brüstung und sie sprintete zum Treppenhaus. Im Nu war sie unten und rannte zum Tor. Sie hörte das mächtige Donnern des Gewehres zweimal, dann war Stille. Akira öffnete das Tor und der Reiter ritt in den Hof, sie schloss das Tor wieder und legte den Riegel vor. Von oben sah Ted zu ihnen hinunter. Erst jetzt sah sie sich den Reiter genauer an. Das Reittier sah aus wie ein Raptor und war etwa so groß wie ein kleines Pferd. Es trug Panzerung, einen Sattel und allerlei Gepäck und Taschen. Der Raptor musterte sie mit erstaunlich klugen Augen. Die Reiterin sprang aus dem Sattel und landete neben Akira auf dem Boden, sie war ein gutes Stück kleiner als sie, höchstens eins sechzig und schlank und zierlich gebaut. Sie trug einen langen offenen Ledermantel mit einem dicken Pelzkragen, darunter ein Gewand aus dickem grünem Stoff, die Hände waren behandschuht und sie trug eine dicke Mütze mit Nackenschutz auf dem Kopf. Ihre Augen waren groß und bernsteinfarben. Auf ihrem Rücken war ein mächtiger Rucksack.
„Vielen Dank, dass ihr uns gerettet habt.“
Ihre Stimme war ein bisschen piepsig, sie schien noch ziemlich jung zu sein. Jetzt war auch Ted hier, er musste eine Abkürzung durch die Leere genommen haben.
„Hast du es erwischt?“
Fragte sie Ted und er nickte.
„Japp ein ausgewachsener Leopard. Und wer bist du?“
„Ich bin Ava und ich bin eine Vorasdienerin. Hinter mir steht Tapp. vielen Dank für die Rettung. Sagt, dürften wir bei euch unterkommen? Ich bin sehr weit von meiner Stadt entfernt und habe kaum mehr Proviant dabei und würde es nicht mehr zurück schaffen.“
„Ich denke schon dass du … ihr bleiben könnt. Allerdings haben wir selbst nicht viel Essen was wir abgeben können.“
Ava machte ein niedergeschlagenes Gesicht.
„Dann sitzen wir hier wohl fest schätze ich.“
„Komm lass uns hochgehen, dann können wir am Feuer und mit etwas zu Essen im Bauch alles Weitere besprechen.“
„Und mich lasst ihr hier versauern oder was?“
Akira und Ted starrten den Raptor an, der gerade gesprochen hatte. Erst jetzt bemerkte sie, dass der Raptor ein zweites Paar Arme hatte, die recht lang und kräftig waren und in Händen mit vier langen Fingern endeten.
„Wenn du dich schmal machst könntest du ins Treppenhaus passen.“
„Dann mache ich mich schmal.“
Sie führten ihre beiden Neuankömmlinge ganz nach oben aufs Dach. Tapp schien keine Probleme mit den Treppen zu haben und er passte überall gut und mit reichlich Spiel durch. Oben halfen sie Ava Tapp die Gepäckstücke, den Sattel und die Rüstung abzunehmen. Danach schüttelte sich Tapp aus und setzte sich hin. Es gab Brot und Rationen. Tapp und Ava sahen die Plastiktüten ratlos an.
„Die müsst ihr aufreißen, da ist ne Lasche dran, dann bis zur Markierung mit heißen Wasser auffüllen und umrühren. Vielleicht nicht unbedingt das leckerste was es gibt, aber es ist nahrhaft und macht satt. Das ist das einzige bisschen Fleisch das wir haben und ich wüsste nicht wie wir einen Raptor sonst versorgen sollten.“
„Dann dürfte es dich bestimmt beruhigen, dass ich nur selten Fleisch esse.“
„Das beruhigt mich ungemein. Was treibt ihr in dieser Gegend?“
„Wir sind Vorasdiener und Schüler an einer Vorasakademie in einer Tempelstadt Südlich von hier an einem Meer. Ich lerne Botanik und Gärtnerei und Ava ist Sprachgelehrte, sie befasst sich mit der Erforschung von Vá, der alten Sprache. Wir sind anlässlich des neuen Lehrjahres, was am ersten nach dem Vorastag beginnt, zu einer benachbarten Vorasakademie aufgebrochen. Nach einer Woche von unserer Gruppe getrennt worden und etwas planlos durch den Urwald gelaufen, nach zwei Wochen herumirren hatten wir schon fast die Hoffnung aufgegeben und sind einem hungrigen Leopard über den Weg gelaufen, aber wir haben zum Glück euch gefunden. In diesem höchst merkwürdigen Gebäude und mit fremdartigen Waffen die viel Lärm machen, aber zum Glück Leoparden töten.“
„Dann schickt dich der Himmel. Wir kommen nicht von hier und wissen nicht was man hier essen kann und was nicht. Unsere ersten Versuche waren von gemischtem Erfolg und unsere Lebensmittelvorräte gehen immer mehr zur Neige. Ich glaube ohne eure Hilfe würden wir verhungern.“
Tapp lächelte.
„Ich sehe was ich tun kann. Ich habe meine Unterlagen auf meinem Notizbuch und ein paar Bücher dabei. Ava hingegen hat ihren ganzen Rucksack voller Schriftrollen und Steintafeln in Vá, ich glaube wir sind euch am meisten von Nutzen, wenn wir uns um den Anbau von Lebensmitteln und dem Sammeln von Früchten und Gemüse und Nüssen widmen, zumindest ich. Ava ist nicht sehr wehrhaft und hat Angst vor Spinnen.“
„Nicht gut, mir ist gestern eine begegnet die war so groß wie eine Hauskatze.“
„DU HAST WAS?“
Stieß Ted panisch hervor und seine Augen weiteten sich.
„Hast du auch Angst vor Spinnen?“
„Ich habe eine heftige Spinnenphobie. Was glaubst du warum ich nicht in diesen Wald will?
Akira schüttelte lachend den Kopf. Dann wandte sie sich zu Ava.
„Was ist denn eine Vorasdienerin?“
„Voras ist der Gott der Schöpfung und er umgibt uns alle und wir verehren seine Kinder, die Vorasbäume. Sie sind sehr selten, sind eng mit Voras verbunden und werden uralt. Jede Tempelstadt hat einen Vorasbaum in ihrer Mitte.“
Akira dachte nach.
„Wir haben einen komischen Baum in dem Tempel neben dem Bergfried. Aber ich weiß nicht ob das ein Vorasbaum sein könnte.“
Avas Augen wurden groß.
„Kannst du mir den zeigen?“
„Klar, nach der Mahlzeit kann ich euch eine Führung der relevantesten Orte geben. Kannst du Akira eine Liste mit den essbaren Pflanzen geben?“
„Klar, hat sie ein Notizbuch oder einen Computer?“
„Wir beide haben einen Almanach.“
„Verdammt noch eins, die sind noch seltener als Vorasbäume! Ja die gehen auch. Moment.“
Tapp stöberte in einer der Satteltaschen und beförderte eine Daumendicke Glasscheibe etwa im A4 Format hervor. Was wollte er damit? Akira staunte als der Raptor zweimal auf die Scheibe tippte und die Scheibe aufleuchtete und Symbole darauf erschienen. Er wischte und tippte eine Weile auf dem Ding herum dann drückte er auf etwas und in der Luft über der Scheibe schwebte ein Hologramm, dann schubste er das Hologramm in ihre Richtung und es verschwand. Sie griff nach ihrem Almanach, klappte ihn auf und aktivierte ihn und navigierte sich zu der Datei, die ihm Tapp geschickt hatte. Eine bebilderte Liste mit Pflanzen und ihren Früchten erschien. Sie schob die Liste in die Luft vor ihr und schmökerte darin, während sie ihr Müsli futterte. Ted stand auf und zeigte den beiden Neuankömmlingen die Burg.
Nach zwei Stunden Lektüre packte sie ihre Sachen und ließ den Wasserkanister und ein paar Rationen sowie drei Magazine weg um mehr Früchte und Nüsse tragen zu können. Dann schnappte sie sich ein paar leere Beutel und lief los. Heute ging es besser, weil in der Auflistung nicht nur drinstand wofür man diese Früchte verwendete und wie sie aussah, sondern auch wo man sie finden konnte. Sie sammelte Mehlnüsse von der Größe von großen Orangen, Zucchiniartige Früchte in schrillem grün mit roten Punkten, die ihr schon aufgefallen waren, sie aber für giftig befunden hatte. Erstaunlicherweise gab es hier auf Zitronen und Orangen, nur eben etwas größer als auf der Erde. Mehr von diesen weißen Gurkenfrüchten, die ausgesprochen lecker waren und als der Grundnahrungsmittel in Südvoras angepriesen wurden, von denen gab es hier auch echt Tonnen, wenn man wusste wo man suchte.
Beim vierten und fünften Lauf half ihr Tapp, auch wenn er nicht klettern konnte, dafür konnte er in Taschen und Körben auf dem Rücken eine Menge tragen. Er sammelte am Boden Knollen und Speisepilze und ein merkwürdiges Moos dass an Küchenschwämme erinnerte, es schmeckte leicht salzig und war überraschend schmackhaft.
Sie sammelten und sammelten bis Anbruch der Dämmerung. Tapp verlief sich fast, er schien keinen guten Orientierungssinn zu haben. In der Burg staunte Ted über die neuen Vorräte in der Vorratskammer. Er und Ava hatten eine Ausgrabung veranstaltet und erstaunliches zutage gebracht, sie zeigten es ihnen Sammlern, Die Ostseite der Burg hinter dem zweiten Tor sah aus wie eine Archäologische Ausgrabungsstätte. Ted und Ava waren auf eingegrabene Ziegeldächer, einen Schornstein und eine Mauer mit Wehrgang gestoßen. Auf der Außenseite hatten sie eine Mauer ausgegraben, die den steilen Hang hinab immer höher wurde. An der Ecke in Richtung Süden war die Mauer sicherlich acht Meter hoch und ging in ein massives Fundament aus dicken Felsbrocken über. In den oberen Abschnitten der Mauer waren vergitterte Fenster eingelassen. Eigentlich wollte sie böse sein, weil Ted wieder Unsinn getrieben hatte, aber sie war überwältigt von diesem Fund.
Am Abend überraschte sie Ava, indem sie mit dem Fund des Tages zu kochen begann, sie sagte nur dass sie in der Akademie oft für den Küchendienst eingeteilt wurde.
Beim Essen erzählte Ted, dass Ava völlig entzückt von dem Baum im Tempel gewesen war und man sie von den Büchern und Ausgrabungsfunde regelrecht wieder wegzerren musste.
Es gab einen schmackhaften Gemüseeintopf, der gut satt machte.
Dann beratschlagten sie für den nächsten Tag. Am nächsten Tag würden Akira und Tapp wieder auf Nahrungssuche gehen, während Ted ein Plumpsklo ausheben und weiter Holzhacken würde, Ava sollte in der Burg bleiben und sich in der Küche nützlich machen.
Für die Nacht suchten sich die Neuankömmlinge Schlafplätze. Tapp machte sich im Stall ein Lager bequem und Ava bezog eins der Quartiere beim Tempel und aufgrund der fallenden Temperaturen machten sich Akira und Ted in dem großen königlichen Schlafzimmer bequem. Also nahm Akira die Pelze wieder mit und Ted schleppte das schwere Gewehr. Die königliche Etage hatte Fenster aus der man zur Not auch rausschießen könnte, sie waren mit schweren Gardinen verhangen. Gemeinsam schleppten sie ihre Rucksäcke und Reisetaschen und den restlichen Plunder. Aus der Waffenkammer brachte Akira ein einhändiges Schwert aus Federstahl für Ava mit, die sich sehr bedankte, sie schien außer einem Dolch nicht bewaffnet zu sein. Tapp brachte sie nichts, das eine Paar Vorderläufe hatte große gefährlich aussehende Krallen.
Sie teilten sich wieder in Wachen auf, in Südvoras waren die Nächte etwa zwölf Stunden lang, also musste jeder drei Stunden Wache halten und konnte neun Stunden schlafen. Sie einigten sich darauf die anderen im Morgengrauen zu wecken. Ted spielte schlecht Trompete, Ava blies ihr Horn, Akira hatte eine Trillerpfeife und Tapp konnte Trompetenartige Laute ausstoßen.
*
Tag 6. Nach dem Frühstück unterwiesen sie Tapp und Ava in den Gebrauch von Schusswaffen. Tapp war erst sehr negativ gestimmt, aber als Ted ihm eine AK-47 in die Hand drückte und ihm zeigte wie man die bediente, geriet er schnell in gute Stimmung als er in den Dschungel ballerte. Er konnte sogar einigermaßen Zielen. Und er geriet ganz aus dem Häuschen als er ein RPG-7 schießen durfte. Fortan trug er immer ein RPG-7 und ein AK-47 mit sich herum, ihm schien das Gewicht der Waffen und der Munition gar nicht zu stören und sie bastelten ihm ein Geschirr, mit dem er die Waffen an den Sattel hängen konnte und immer gut rankam.
Ava war Schusswaffen gänzlich abgeneigt und deutete nur auf das Schwert, das sie ihr am Vortag gegeben hatte. Zu dritt gelang es ihnen sie zum Tragen einer Glock 17 zu überreden, wenn auch nur widerwillig. Dann ging der Tag los, Ted rannte wie ein Irrer mit einer Axt herum und die Sammler gingen in den Wald. Diesmal gab sie Tapp einen Kompass und zeigte ihm in welche Richtung die Burg war.
Wieder ein sehr ergiebiger Tag und sie liefen mehrmals, weil selbst Tapp nicht genug auf einmal tragen konnte. Wieder begegnete sie einem dieser Triceratops, die Tapp Wator nannte und die Rüsselhühner, die er Flips nannte. Als der Wator den Sirup in ein gegrabenes Erdloch abließ, blies sie mehrmals fest in die Trillerpfeife, die sie um den Hals trug, und wartete die Reaktion des Wators ab.
Die Flips rannten alle wild trötend zum Wator zurück und kletterten behände auf seinen Rücken, dann galoppierte der Wator davon. Trotz dicker Lederhaut schien er Kämpfen wohl auszuweichen. Egal, sie füllte mehrere Flaschen mit dem dicken Sirup und steckte sie ein. Tapp erzählte, dass man Watoren in kleinen Herden hielt und den Sirup erntete, der sehr nahrhaft war. Flips wurden gerne als Spürtiere verwendet, für die Jagd oder um diese Knollen auszugraben.
In der Burg wurde der Holzstapel stetig größer und war jetzt schon zu einem Drittel voll. Ava hatte mit den Mehlnüssen süße Fladenbrote gebacken und dazu gab es eine Gemüsepfanne mit Reis. Jetzt wo sie richtig kochten, konnten sie sich ihre wertvollen Rationspakete und das bisschen Getreide aufsparen.
*
Tag 7. Beim Frühstück in der großen Halle hatten Tapp und Ted eine erhitzte Debatte zu den Kästen mit Erde im Hof, Die Kartoffeln und die Zwiebelkiste zeigten erste Triebe und Tapp bestand darauf, man müsse die Setzlinge richtig einpflanzen. Tapp gewann und Ted würde damit beginnen einen Garten anzulegen. Seinen Einwurf, dass Tiere die Setzlinge ausgraben könnte, verwarf Tapp indem er in den Raum warf, dass es in dieser Gegend außer Watoren keine nennenswerte Tiere gibt, die auf der Futtersuche in der Erde wühlten, und die Watoren ließen sich ganz einfach mit Lärm vertreiben. Ted war trotzig und beschloss einen Garten mit Hochbeeten und einem unnötigen Schutzwall anzulegen und griff nach Spaten und Schubkarre und verließ verstimmt die Burg.
Auch heute würden sie wieder den ganzen Tag sammeln, Tapp hatte ihr ein Buch gegeben, in dem auch Kräuter und die Pflanzen von Gewürzen abgebildet waren. Sie hatten die letzten beiden Tage so viel gesammelt, dass sie es heute ruhiger angingen ließ. Gegen Mittag hörte sie plötzlich Gewehrschüsse gefolgt von Tapps Jubelschrei. Sie kletterte den Baum hinab und lief zu ihm hin, sie sah gerade noch, wie Tapp eine große Echse runterschluckte, nur noch der lange Schwanz hing ihm aus dem Maul.
„Diese Waffe ist einfach prachtvoll, ich habe einen kleinen Waran erlegt, einen Primitiven. Ich bin so ein lausiger Jäger, aber er ist mir einfach so über den Weg gelaufen. Man, das reicht bestimmt für ein paar Tage, dann halten unsere Lebensmittelvorräte länger, ich ess ja immer Doppelte oder Dreifache Portionen im Vergleich zu euch.“
Akira sah zu wie der Schwanz auch noch in Tapps Rachen verschwand und kletterte dann wieder auf den nächsten Baum um Gewürzpflanzen und Früchte zu ernten. Als sie mit ihrer Ausbeute zur Burg zurückkehrten stellten sie erbost fest, dass Ted vieles gemacht hatte, nur keinen Garten ausheben.
Nachdem sie abgeladen hatten gesellten sie sich zu ihm, Er stand in einer etwa vier Meter tiefen Grube in der Nähe der Mauer der Nebenburg. Er hatte ein gutes Stück der Südmauer freigelegt und auch einen Wehrgang mit Schießscharten.
„Was gedenkst du da zu tun Ted? Das sieht nicht nach einem Garten aus!“
Er sah auf und deutete auf ein grünangestrichenes Metallrohr.
„Ich habe ein schweres Geschütz gefunden. Da hinten geht das Kanonenrohr in einen dicken Schild über. Ich habe den Umfang gemessen und das Kaliber der Kanone dürfte an die 15 Zentimeter haben, also ordentlich Wumms.“
„Und der Garten?“
„Ja mach ich noch, ich wollte nur die Nebenburg ein bisschen ausgraben um zu gucken auf welcher Höhe man am besten den Garten anlegen soll. Nach den Erkenntnissen der letzten Tage werde ich ihn Nahe der Landefläche Hangabwärts anlegen, da komme ich mit der Ausgrabung der Burg nicht so ins Gehege.“
„Könntest du einfach nur bitte die Pflanzen eingraben?“
„Jaja.“
Aber sie wusste dass er log um sie loszuwerden, er würde hier weiter in der Erde herumgraben, dafür war er einfach zu neugierig. Tapp schüttelte nur den Kopf und nach einer Kleinen Erfrischung ging es wieder los, Ava sang während sie Brot backte und die frischen Lebensmittel verarbeitete.
Am Abend gab es einen schmackhaften Gemüseauflauf.
*
Tag 8. Jetzt waren sie alle froh, dass Ted sich vor der Gartenarbeit gedrückt hatte. In der Nacht wurden sie von Avas Horn geweckt und sahen dass es schneite. Es war auch Kalt geworden und mit vereinten Kräften trugen sie die Pflanzenkiste in den großen Saal und stellten die Pflanzenkisten mittig hin. Den Trieben schien es zum Glück noch gut zu gehen. Dann beschlossen sie das Kraftwerk in Gang zu setzen, auch wenn ihre Holzvorräte erst zu einem Drittel gefüllt waren. Also trugen sie Feuerholz zum Kraftwerk und warfen es auf einen Haufen. Ted hatte eine der Türen des Brennofens geöffnet und fachte mit seinen Kräften ein prasselndes Feuer an. Ava kurbelte neues Wasser nach oben um den Wasservorrat gut gefüllt zu haben. Akira ging in die Schaltzentrale und schaltete erstmal auf Heizung und die Wasserpumpen. Nach einer Stunde prasselte ein großes und heißes Feuer und sie hörten das Wasser gluckern. Langsam vernahmen sie die Geräusche des andrehenden Generators und als die sie Testweise das Licht anschalteten jubelten sie laut, sie hatten Strom!
Ted und Akira befeuerten abwechselnd den Ofen und Ava kurbelte Wasser.
Der Generator war irre effizient und erzeugte selbst mit Holz einen Haufen Strom. Im Kraftwerk war es schön warm und wenn sie rausgingen trugen sie dicke Pelzmäntel. Ava hatte ihren dick gefütterten langen Ledermantel und Tapp schien die Kälte nicht so zu stören, er sammelte weiter Feuerholz. Nach dem Essen aus Rationen teilten sie sich für die Nacht auf, Liz hatte die zweite Wache. Ted nahm sich ein paar wertvolle Energieriegel und eine Thermoskanne Kaffee mit und heizte die ganze Nacht durch.
Als sie mit ihrem Wachrundgang dran war und Ted neben dem Ofen im Warmen schlief probierte sie eine Theorie aus, nämlich die Stahltür betreffen, die sie am zweiten Tag gefunden hatten.
Mit einer Taschenlampe bewaffnet näherte sich der Stahltür und als sie probeweise die Klinke herunterdrückte, schwang sie einfach auf. Jetzt brannte in ihr wieder diese Neugier auf.
Der Gang führte zu einer Treppe und sie lief sie hinab. Hier brauchte sie gar keine Taschenlampe, denn das Licht brannte zumindest in dem langen Flur. Er ging nach Süden und um eine Biegung nach Osten, sie ging zuerst nach Süden. An den Seiten waren Stahltüren eingelassen. Die Wände waren aus Steinem gemauert und ganz schön dick.
Sie sah sich die Räume an und leuchtete den Inhalt kurz mit der Taschenlampe an. Es fanden sich Lagerräume für allerlei Sachen. Elektronische Komponenten zum Bau von Schaltungen, elektrische Geräte wie unter anderem kleine Generatoren, Motoren, Taschenlampen, Funkgeräte und Radios, Batterien und so weiter. Der nächste Raum war voller Elektro- und Computerkabel, der dahinter voller Glühbirnen. Zu ihrer Überraschung war ein Raum voller Kisten mit Salz, alles voller Salz. Sie kannte sich nicht mit der Verarbeitung von Fleisch aus, aber konnte man Fleisch nicht mit Salz haltbar machen? Sie zuckte mit den Achseln und ging weiter.
In einem Raum fand sie lauter Chemikalien, von vielen hatte sie noch nie etwas gehört. Dann in einem anderen Lagerraum säckeweise Gewürze, noch mehr Brühpulver und Mengen an Teepaketen und Säcken mit Kaffeebohnen, letzteres würde Ted freuen. Zu ihrer Freude fand sie Blechdosen und Päckchen mit purem Kakaopulver. Dazu ein paar Säcke Rohrzucker und reichlich Gläser mit Honig.
An einem Raum würde Ted seine helle Freude finden, denn hier waren Kettensägen und ein Tank mit Blaustoff, jedenfalls stand das auf dem Tank, sie kannte sich damit nicht aus.
Außerdem noch mehr Werkzeug aller Art und Schleifsteine.
Ein größerer Raum war voller Kohlebriketts. Auch hier unten gab es ein paar Unterkünfte mit Betten und Schränken und einem Waschraum. Ihr fiel auf, dass es hier unten Luftschlitze für Frischluft gab und es gab ab und an Lautsprecher, Klingeln und Telefone in den Wänden – zumindest in den Arbeits- und Schlafräumen.
Von hier unten hatte man Zugang zum Treppenhaus des Bergrieds und hier fand sie auf die Kabine des Aufzugs, er funktionierte einwandfrei und war beleuchtet.
Sie ging nach Osten und eine weitere Treppe herunter, sie musste ein gutes Stück unter der Erde sein, aber die Luft hier unten war frisch und nicht abgestanden. Plötzlich stand sie in einer riesigen Gewölbehalle voller langer leerer Steinbecken, an der Decke gab es ein sehr großes Oberlicht, dass mit einer dicken Glasplatte verdeckt war, von hier unten sah sie das Erdreich. Das musste ein unterirdisches Gewächshaus sein, und es war ungewöhnlich heiß und feucht hier unten, hier zirkulierte bestimmt keine Heizung. Sie legte eine Hand auf den schwarzen Felsboden und stellte fest dass er regelrecht heiß war. An zwei Stellen gab es Brunnenschächte aus denen Wasserdampf quoll und daneben eine Pumpe. In den Wänden gab es Durchgänge zu weiteren Räumen. Sie fand eine reichlich warme Dampfsauna und weitere Räume mit Steinwannen zum Anpflanzen von allerlei Gewächs. Hier unten waren die Mauern aus schwarzem Felsgestein. In der Mitte des Raumes befand sich ein Wasserbecken. Die Decke war so konstruiert, dass der kaltgewordene Wasserdampf von der Decke in dieses Becken tropfte. Sie nahm einen Schluck und es schmeckte Mineralisch und erfrischend lecker. Warum schmeckte ihr Wasser nur so normal, ihre Quelle war doch nur ein paar Meter entfernt?
Sie ging die Treppe im Norden hinauf und lief eine gute Weile. Sie kam in einem Raum heraus, der offene Fenster hatte, sie mussten wohl in die Steinmauer der Nebenburg eingelassen sein, und es schien ein bisschen Mondlicht in den Raum. Er war so groß wie der Lagerraum in der Burg oben und hier befanden sich schier unerschöpfliche Vorräte an Steinkohle. Nebst riesigen Tanks, in denen sie Blaustoff vermutete. Aber auch große Tanks mit Schmieröl. Rohrleitungen führten von den Tanks weg und ein paar führten zu einer Tür in der Wand. Dahinter befand sich wohl das Hilfskraftwerk. Hier war auch alles nagelneu und hier gab es eine Dampfturbine mit Kohleofen und auf der anderen Seite einen Stromgenerator mit einem Verbrennungsmotor. Es gab reichlich Schalter und Kurbelräder. Solange der Teil hier eingegraben war, brachte ihnen das alles nichts, fürchtete sie nur. Außerdem wusste sie nicht mehr ob der Schornstein im Dschungel noch mit einem Stopfen oder sowas versehen oder einfach noch unter der Erde lag. Eine Tür führte südwärts, also wahrscheinlich auf einen Hof oder so. Sie öffnete die Tür nach innen und stand vor einer Erdwand, tja, hier kam sie wohl nicht raus. Also wieder die Treppe nach unten und zu dem anderen Treppenhaus südlich.
Hier oben gelangte sie in noch eine Waffenkammer, nur ohne die Waffen. Nur Berge von Munition und Granaten für Artillerie oder ein schweres Geschütz. Sie betrat einen Gang und landete in einem befestigten Raum mit einer ernsthaft großen Kanone auf einer drehbaren Lafette. Dann hatte Ted wohl dieses Rohr ausgegraben. Auf der anderen Seite war ein weiterer Gang. Noch mehr Granaten und Munition, zudem zwei große Mörser auf bereiften Lafetten und ein paar Raketen- und Granatwerfer. Davon musste sie unbedingt Ted berichten.
Ein Durchgang führte eine Treppe hoch und hier oben war die überdachte Plattform eines Wachturms, hier oben lagerten ein paar Kisten mit Granaten und Gewehrmunition vom Kaliber 7,92×57 mm, passend für die MG42 Maschinengewehre und die Karabiner 98k. Sie öffnete eine Klappe in der Seite und konnte raussehen, auch wenn sie vor lauter Ranken und Gestrüpp nichts sah, sie schlug es mit der Machete zur Seite und konnte raussehen, es ging ganz schön weit nach unten.
Dann ging sie den ganzen Weg zurück und weckte Ted um ihm von ihrem Ausflug zu berichten. Er flitze davon um sich alles anzusehen und sie begann ihren eigentlichen Wachrundgang.
*
Tag 9. Akira wurde durch Rotorenlärm geweckt und rannte hoch aufs Dach. Dort aus dem Süden näherte sich in ziemlicher Entfernung ein schwarzer Punkt, durch das Fernrohr entdeckte sie einen bulligen schwarzen Orca. Einer großen Transportmaschine mit zwei Kipprotoren, das Lasttier für alle Fälle auf der Erde. Ein paar Minuten später gesellte sich Ted dick eingepackt in Pelze neben sie.
Die zivilisierten Warane auf Voras waren Warmblüter und ihm schien gerade der Arsch abzufrieren. Hier oben lagen gute fünfzehn Zentimeter Schnee.
„Was kommt da?“
„Ein schwarzer Orca.“
„Dann hoffe ich mal, dass der uns nicht zu Brei bombt, denn ein RPG-7 kratzt den nicht mal an.“
Der Orca näherte sich schnell und kam in Sicht. Ted ging runter zu den anderen, die mit aller Wahrscheinlichkeit noch nie ein Flugzeug gesehen oder gehört hatten. Als der Orca auf dem Landplatz hangabwärts landete, ging sie auch runter. Das Südtor stand weit offen und sie gesellte sich zu den anderen drei, die an der Schwelle warteten.
Zwei Gestalten näherten sich ihnen während dutzende Horizon Gardisten den Orca entluden.
Die eine war eine recht große glatzköpfige junge Frau in einem dunkelgrünen Gewand, über das sie einen Mantel aus Tigerfellen geworfen hatte, sie trug dicke gefütterte Stiefel und eine Umhängetasche aus dickem Stoff. In der Hand trug sie einen Stab aus reich verziertem Holz.
Der andere war ein Waran, in etwa so groß wie Ted, vielleicht ein bisschen größer. Er trug dicke Stiefel, Cargohosen mit Gürtel an dem allerlei Equipment hing, dazu ein Wadenholster mit einer Pistole, eine dick gefütterte Jacke, Handschuhe und ein rot gemustertes Halstuch.
Ted lief ihnen entgegen und Akira folgte ihm.
„Luma! Emmet!“
Das waren doch seine beiden Freunde aus dem Dalalonischen Hochgebirge, von denen er ihr so viel schon erzählt hatte. Waren die nicht nach dem Eintritt in das Weltenportal verschwunden gewesen?
Ted umarmte die beiden überschwänglich und stellte sie den anderen vor. So früh am Morgen war es beißend kalt und sie luden sie in die Burg für ein Frühstück ein während die Horizon Leute weiter die Sachen dem Orca ausluden. Schon jetzt war klar, dass sie den halben Tag mit Umladen verbringen würden. Schon jetzt standen da drei eingeschweißte vollbeladene Europaletten und ein Haufen schwere Leinensäcke und große Plastikfässer. Ava servierte süßes Brot mit einer heißen Früchtesuppe und es gab Kaffee.
Mit einer warmen Mahlzeit im Magen und lockeren Begrüßungsgesprächen und nach einer ausgiebigen Tour des Geländes holten sie die Karren aus dem vorderen Lagerhaus und liefen runter zum Orca, der die Turbinen wieder angeworfen hatte und langsam abhob.
Aus drei Paletten waren zwölf geworden, der Berg mit den Säcken war gut drei Meter hoch und überall stapelten sich Transportkisten in Stapeln bis drei Meter hoch in allen Größen so weit das Auge reichte. Dazu ein dutzend große brusthohe Plastikfässer. In all dem Chaos entdeckten sie einen Käfig mit einem Dutzend Hühnern, einem Hahn und zwei jungen Milchkühen plus Bullen von der Erde.
Das würde Tage dauern das alles hoch zur Burg zu transportieren. Zuerst brachten sie die Tiere in die Ställe und fütterten sie. Dann wandten sie sich den Säcken zu, die Getreide, Reis, Kartoffeln, Kaffeebohnen und Steinkohle enthielten. Die Säcke waren wenigstens dreißig oder vierzig Kilo schwer und bis auf Tapp waren sie alle nicht sehr kräftig gebaut und konnten die Säcke kaum anheben. Tapp hingegen hob probeweise einen Sack auf und trug ihn als wäre es federleicht. Da war die Arbeitsteilung klar, Tapp würde die Säcke übernehmen und sie fünf die Kisten. Die Paletten stellten wohl die Winterreserve da, denn sie waren voller haltbarer Lebensmittel wie Konservendosen und Einmachgläser mit Gemüse und Soßen.
Bewaffnet mit Karren aller Art gingen sie ans Werk. Als es langsam Nacht wurde hatten sie nicht einmal ein Drittel geschafft. Was nun? Emmet half ihnen weiter als er gezielt eine Plastikbox öffnete und Stäbe von der Länge eines Unterarms zeigte, gefertigt aus einem leichten schwarzen Metall mit einer mandarinengroßen Kugel aus diesem milchig schwarzem Glas, aus dem auch ihr Almanach bestand. An der Spitze war ein Stachelkranz angebracht.
„Das ist eine Vorasfackel oder auch Leerenfackel genannt. Wird gerne auch als Keule verwendet und die findet man ziemlich häufig. Seht her, ich drehe den Kranz nach rechts und leuchtet auf wie ein Licht, je weiter man dreht desto heller wird es. Es hat keine Batterie sondern wird von der Energie der Leere gespeist, die überall um uns herum ist. Man kann aber auch das machen. Vá!“
Ein Ball aus strahlend weißem Licht schoss aus der Spitze in die Nacht.
„Ein Ball aus reiner Energie. Macht Licht, ist aber auch so heiß wie Feuer. Ideal gegen Vampire, ein Treffer und die Verglühen regelrecht. Allerdings braucht es nach einem Schuss eine gewisse Zeit, bis sich die Fackel wieder auflädt“
„Bist du schon vielen Vampiren über den Weg gelaufen?“
„Schon, die nisten sich gern in den alten vergessenen Tempeln der Vá ein. Ich würde mich nicht als Vampirjäger bezeichnen aber über die Jahre hab ich schon den ein oder anderen Vampir gegrillt.
Es gibt aber noch eine Sache.“
Emmet steckte die Fackel in den Boden und drehte den Kranz linksherum, dann ließ er los. Die Glaskugel hob sich senkrecht in die Höhe und verharrte in etwa dreieinhalb Metern Höhe und verströmte ein helles warmes Licht.
„Damit können wir den Weg runter zum Landeplatz erhellen und auch hier oben, den Metallschaft kann man aufspreizen und wie ein Stativ benutzen. Und Ted hat mir erzählt dass du auch einen Almanach besitzt. Ich hab was für euch beide.“
Er öffnete die Hand und zwei Kugeln aus diesem Glas erschienen auf seiner Handfläche.
„Das sind Voraslichter, die müsst ihr mit eurem Almanach verbinden, dann könnt ihr sowas machen.“
Er hob eine Hand in die Luft und ein Ball aus hellem Licht schwebte über seinem Kopf. Er zeigte ihnen wie man die Lichter verband und dann gingen sie frisch ans Werk und beleuchteten den Weg zu den übrigen Vorräten. Nach dem Abendessen schufteten sie die Nacht durch. Zwischendurch ging ihnen der Strom aus, aber das war ihnen egal. Sie schleppten bis zum späten Abend des nächsten Tages. Als sie mit vereinten Kräften das letzte Fass in den Hof gerollt hatten, schlossen sie das Tor und legten sich nach einem schnellen Abendessen erschöpft schlafen. Die sau schweren Fässer waren die blanke Hölle gewesen.
*
Tag 11. Nach dem Frühstück gingen sie ans Werk und entpackten die Sachen. Die Lebensmittelvorräte kamen in die Vorratskammer und den Keller unter dem Lagerhaus. Mühsam schütteten sie das Getreide und den Reis in die Silos und die Kohle den Schacht neben dem Kraftwerk hinab. Die großen Fässer waren voller getrockneter Erbsen und Bohnen aller Art. Dann größere Mengen an gepökeltes Fleisch auch in Fässern. Dazu Kisten mit Pökelsalz.
In den Kisten fanden sie Unmengen dicker Wolldecken, unendlich viele Felle, Pelzdecken und -Mäntel, warme gefütterte Kleidung und warme Unterwäsche für alle. Lumas und Emmets privates Gepäck. Ein paar Thermoanzüge – Jumpsuits aus einem dicken neoprenartigen Material in das laut Ted Heizfäden eingearbeitet waren, gespeist durch eine Batterie aus Energiekristallen. Die zogen Emmet und Ted gleich an. Zahlreiche Kisten mit Seife und Kerzen. Eine Kiste war voller Glocken, eine andere voller Musikinstrumente. Radios. Elektronikkomponenten und Computer, Peripherie wie Tastaturen und Kopfhörer. Noch mehr von den Karabinern 98k und eine Kiste mit dem Selbstladegewehr Karabiner 43. Kisten mit Handtüchern. Barren mit Gold, Silber und Kupfer. Roheisen und Rohstahl. Noch mehr Pflanzensamen. Bücherkisten. Meteorologische Messgeräte. Ausrüstung für Ausgrabungen und Kistenweise Glaszylinder, die ebenfalls leuchteten wenn man sie drehte. Kletterausrüstungen zuhauf, ideal fürs Bergsteigen und das erklimmen der höchsten Bäume. Kistenweise Lötzinn und Kabel mit kleinem Durchmesser. Noch mehr Kompasse. Wasserfilter. Schaltafeln und großen Batterien. Und noch mehr Krempel.
Mit den Lebensmitteln würden sie locker über den Winter kommen und sie konnten sich endlich dem widmen wozu sie Lust hatten.
Ted und Emmet gingen mit Spaten bewaffnet ans Werk um die Vergrabenen Gebäude auszubuddeln und begannen damit Erde an den Mauern abzutragen, damit niemand einfach so in den Hof springen oder klettern konnte, was den Zweck einer Schutzmauer nicht sehr gelegen kam. Damit waren die beiden den ganzen Tag beschäftig. Ava war unentwegt dabei zu Backen und zu kochen, auch wenn sie alle Hände damit zu tun hatte für sechs Personen zu kochen. Tapp trug die Kisten mit der Erde und den Pflanzen nach unten in das unterirdische Gewächshaus, dann begann er damit, die Erde, die Emmet und Ted freischaufelten, nach unten zu transportieren um die Steinbecken damit zu füllen. Er sagte dass er sich da unten gut und ziemlich frei bewegen konnte, was eine gute Nachricht war. Weil es ihm im Stall langsam zu kalt wurde zog er nach unten zu den Quellen und nahm ein paar der magischen Lichter mit. Auf die Frage wo er da unten auf Klo gehen würde, antwortete er trocken mit „Dünger“ und das Thema war vom Tisch.
Luma war als Geistige des dalalonischen Buddhismus und ihr momentanes Amt als spirituelles Oberhaupt wenig nützlich und kümmerte sich also um die Tiere im Stall und half Akira Holz zum Kraftwerk zu bringen. Wobei sie jetzt genug Kohle für einige Wochen hatten, plus der Vorräte die schon im Speicher waren.
Akira selbst konnte als IT- und Elektrik-Ass ohne Strom wenig machen und betrieb den ganzen Tag das Kraftwerk, sie brauchte eine Weile bis sie Feuer gemacht hatte. Sie verbrauchte die letzten Vorräte an Feuerholz, bald brauchten sie mehr. Ted hatte vorgeschlagen, das Holz zu Holzkohle zu Köhlern.
Nach dem Abendessen fühlte sie sich wie gerädert. Oben erwartete sie schon Ted. Sie wollte sich schon ins Bett werfen als er sie sanft daran hinderte. Er drückte ihr ein Stück Seife in die Hand.
„Eure Hoheit, Sie stinken! Da, ab in die Dusche, währenddessen lasse ich uns schon einmal eine heiße Badewanne ein.“
Jetzt wo er es sagte stellte sie tatsächlich fest dass sie stark roch, in den letzten 11 Tagen hatte sie sich noch nicht einmal geduscht oder gewaschen und hatte harte körperliche Arbeit erledigt. Im Bad entkleidete sie sich und bemerkte wie ihre Körperbehaarung fröhlich wucherte, aber ans Rasieren dachte sie erst gar nicht, dafür war keine Zeit. Sie betrat die Dusche über ein paar Steinstufen nach unten in ein Steinbecken ein Meter mal ein Meter mit einem Abfluss in der Mitte. Nach einem Moment prasselte warmes Wasser auf sie herab und sie genoss jede Sekunde. Die Seife schäumte ganz gut und roch nach Zitrusfrüchten. Im Hintergrund hörte sie Wasserrauschen. Sie stieg aus der Dusche und sah zu wie Ted Kerzen um die fast volle Badewanne platzierte und anzündete. Dann goss er etwas in das Badewasser und ein intensiver Zitrusduft erfüllte den Raum. Jetzt stieg auch Ted aus seiner Kleidung und stieg in den Wanne hinab, Akira folgte ihm in die heißen Fluten und ein wohliges Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus. Sie fühlte jetzt schon, wie sich die Verspannungen der letzten Tage langsam lösten. Ted rückte ganz dicht neben sie und tauchte für einen Moment richtig ein. Sie küsste ihn sanft.
„Darf ich dich massieren meine Liebe?“
„Oh mein Retter in der Not, dann massiere ich dich danach auch.“
Sie stützte die Arme und den Kopf auf den Rand des Beckens und Ted ging bestimmt ans Werk. Es war ein so unbezahlbar gutes Gefühl und sie erwiderte die Geste so gut sie es eben konnte.
„Ist das nicht totale Wasserverschwendung?“
„Ach, ab und zu muss das auch mal sein, außerdem sind wir das Herrscherpaar, wir dürfen das.“
Sie genossen die Wärme eine ganze Weile und ließen dann wiederwillig das Wasser ab. Ted rubbelte sich schnell trocken und ging raus, bei ihr dauerte das mit ihren klitschnassen langen roten Haaren erheblich länger. Als sie nackt zu Ted ins Wohnzimmer stieß, hatte er schon ein prasselndes Feuer entzündet und Felle vor dem Kamin ausgelegt. Sie setzte sich ans Feuer und Ted deckte sie zu, er reichte ihr ein volles Weinglas mit Rotwein und setzte sich neben sie.
„Weißt du nach der ganzen Plackerei der letzten Woche will ich doch einfach mal den Abend genießen und entspannen, ich hab übrigens eine Überraschung für dich.“
Er reichte ihr ein gefülltes Glasschälchen und einen langen Löffel.
„Oh mein Gott! Das ist Eis, und dann noch meine Häagen Dazs Lieblingssorte, wo hast du die her?“
„Ich habe mich hier oben ein bisschen umgeguckt, weil es mir seltsam räumlich etwas seltsam vorkam und mich in der Leere umgesehen. Und siehe da, ich habe zwei Geheimtüren gefunden.
Die eine führt in eine regelrechte Schatzkammer, mit geprägten Münzen in Vorasglas, Gold, Silber und Bronze und Kisten mit Edelsteinen und Diamanten.
In dem anderen Raum habe ich eine königliche Snackkammer mit einem großen Kühlschrank, einem Eisschrank und Bergen mit allen unser beider Lieblingssnacks. Ich finde das sollte unser kleines Geheimnis fürs erste bleiben. Meine Lieblingssüßigkeiten teile ich nicht gern.“
Das Eis war eine wahre Wohltat und viel zu schnell alle. Sie legte das Schälchen weg, trank einen Schluck Wein und fiel dann über ihren Freund her. Es folgte leidenschaftlicher Sex und dick eingekuschelt schlummerten sie nebeneinander ein.
*
Tag 12. Beim Frühstück beratschlagten sie über den Tag. Ava würde weiter Brot backen und sich mit den irdischen Back- und Kochzutaten vertraut machen. Ted hatte ihr die geliehenen Back- und Kochbücher zur Lektüre hingelegt. Das verstand Akira nicht so richtig.
„Aber Ted das ist doch Quark, die Bücher sind in Deutsch geschrieben, wir sind doch auch einem völlig anderen Planeten!“
Ted musterte sie fragend.
„Dir ist aber schon klar dass du Erdmädchen die beiden problemlos verstehen kannst, oder?“
Verdammt, das war ihr nie aufgefallen.
„Sie sprechen Agemas, das ist die allgemeine Sprache auf Voras, zumindest in der Zivilisation. Es entspricht im Großen und Ganzen dem irdischen Englisch. Und als Sprachwissenschaftlerin kann Ava auch Dúas, das ist Deutsch.“
„Warum ist das so?“
„Naja, wir verwenden auch das metrische System und SI Einheiten, nur auf unsere Welt angepasst. Und Emmet trägt seit seinem zwölften Lebenjahr eine belgische FN Five-Seven im Holster. Das alles konnte nur passieren weil Ben Solomon, alias Noah, alias Jonah, etwa sechshundert Jahre vor meiner Geburt auf dieser Welt gestrandet ist und einen ganzen Kopf und Rucksack voller irdischem Wissen und Gegenständen dabei hatte. Er hatte über die Jahre und Jahrhunderte großen Einfluss auf die Zivilisationen von Nordvoras, insbesondere Dalalonien. Er hatte bei seinem Absturz zwei Pistolen dabei, eine davon war eben eine FN Five-Seven.
Als Archäologe war er mit alten Sprachen vertraut, aber als Deutscher eben auch mit seiner Muttersprache und wohl bekannt mit dem Englischen das er in seinen Tagebüchern verwendete.“
Akira sah ihn mit großen Augen an. Das war zwar abwegig, aber irgendwie machte es auch Sinn.
Sie sah zu Ava, die etwas abwesend in einem Kochbuch schmökerte. Emmet meldete sich zu Wort.
„Ich hab mir das Gelände um die Burg herum angesehen, insbesondere die Nebenburg. Sie dürfte sehr wichtige Einrichtungen enthalten und das zweite Kraftwerk könnte im Winter lebenswichtig sein. Wir sollten mit den Ausgrabungen beginnen, aber es sollte die Priorität sein, dass niemand unbefugtes über die Mauer klettert. Ich würde vorschlagen wir ziehen alle an einem Strang und graben die Burg aus, dann können wir alle sicherer schlafen. Im Gegenzug werden ich und Ted danach als erstes dieses Oberlicht des Gewächshauses ausbuddeln, damit du Tapp mit dem Gärtnern anfangen kannst. Wir haben genug Thermosuits für uns fünf und Tapp wickeln wir in Decken ein. Für Verpflegung ist gesorgt in den Kisten waren Berge von Horizons Wundermittel. Riegel aus Vorasreis, unglaublich energiereich und nahrhaft, ein Bissen und du bist satt für etwa zehn Stunden. Ein Riegel reicht für einen ganzen Tag. Angereichert mit Vitaminen und Nährstoffen. Ideal für Expeditionen. Ich hatte ein paar Riegel und eine Dose mit Reissamen dabei als ich auf der Erde gestrandet bin, die haben das gut kultiviert und die Riegel analysiert. In den gut sieben Jahren, die ich auf der Erde war, ist viel passiert. Und dafür dass ich ihnen dieses Geschenk auf dem Silber Tablet serviert habe, wurde ich mit allerlei gutem Equipment und Messgeräten ausgestattet. Das Zeug wächst übrigens praktisch überall, auch da wo es schweinekalt und karg ist. Die Mönche im dalalonischen Hochgebirge schwören darauf.“
„Dann können damit ausgerüstet Tapp und Ava wieder zu ihrer Akademie zurück!“
Ava und Tapp sahen sich unsicher an.
„Das geht nicht. Wir waren nicht ganz ehrlich. Wir haben keine andere Akademie besucht sondern wurden verbannt! Wisst ihr wir beide waren totale Außenseiter auf der Akademie. Tapp war der einzige Qwaraptor auf der Akademie und ist für seine Art ungewöhnlich intelligent und ich bin eine zwergwüchsige Elfe. Wir wurden nur gehänselt und schikaniert. Dann haben mich ein paar Leute zusammengeschlagen und Tapp hat eingegriffen und mich da rausgeboxt. Dafür wurden wir der Akademie verwiesen und in Verbannung geschickt. Ich hab heimlich ein paar seltene Vá Artefakte mitgehen lassen und Tapp wertvolle Daten und Pflanzensamen sowie einen Vorasbaum-Samen. Damit haben wir uns fertig gemacht, so viele Lebensmittel gestohlen wie wir tragen konnten und sind etwa vier Wochen durch den Urwald geirrt. Hier ist es so toll. Außerdem bin ich noch jung und die hätten mich nie an richtige Artefakte rangelassen bevor ich nicht mein hundertstes Lebensjahr erreicht hätte und ich bin erst fünfundzwanzig.“
„Und hier werde ich nicht schikaniert und kann in Ruhe forschen und ihr habt Kistenweise völlig fremdartige Pflanzen und Samen mitgebracht. Außerdem gibt es in der Stadt sowas wie Schusswaffen gar nicht und von denen will ich mich nicht mehr trennen. Ohne euch wären wir einfach im Dschungel verreckt oder ein wildes Tier hätte uns gefressen, was ja beinahe passiert wäre. Dafür sind wir euch auf ewig dankbar und wir versuchen unser Wissen mit euch zu teilen.“
„Das hättet ihr und schon am ersten Tag erzählen können!“
Sagte Ted mit einem vorwurfsvollen Unterton.
„Tut uns auch leid, aber wir dachten ihr würdet uns wieder wegschicken.“
„Sehen wir so aus wie Barbaren?“
„Kaiserwarane sind für gewöhnlich nicht sehr nett und überfallen oft andere Stämme und Städte.“
„Das ist einleuchtend, aber ich persönlich will euch nichts tun. Also, seid ihr bei unser Ausgrabungsaktion dabei?“
Alle stimmten zu und sie schlüpften in die wärmenden Anzüge, die unter normale Kleidung passten und sie gingen ans Werk.
*
Tag 16. Die Burg saß jetzt auf einer richtigen Anhöhe und für die Nebenburg würde man eine ziemlich lange Leiter brauchen, um über die Mauer zu steigen. Ted hatte den Schornstein ausgegraben und den Pfropfen entfernt, dann hatten sie die Ventile für den Blaustoff aufgedreht und den Blaustoffgenerator in Gang gebracht. Dann begannen Ted und Emmet damit den zweiten Innenhof aufzugraben und die Bäume zu fällen die dort fröhlich wuchsen. Ava probierte Rezepte aus den Rezeptbüchern erklären und fragte Akira oft um Hilfe wenn sie ein Wort nicht wusste oder eine Zutat nicht kannte. Luma kümmerte sich um die Tiere und zum Frühstück gab es Omelett mit getrockneten Pilzen. Und zu Abend kochten Ava und Luma Chili con Carne mit gepökeltem Fleisch, das sie durch den Fleischwolf getrieben hatten. Tapp hatte mittlerweile alle Steinbecken im Gewächshaus mit Erde gefüllt und die treibenden Zwiebeln und Kartoffeln eingepflanzt. Ebenso wie die anderen Gewächse die Ted dankenswerterweise auf Englisch also Agemas beschriftet hatte. Erhellt wurde das Gewächshaus von hellen Leerenfackeln. Tapp war komplett nach unten gezogen und baute sich mit Kisten einen improvisierten Schreibtisch für seinen Laptop und seine Forschungsnotizen in einem der leeren Räume um den Garten herum. Und eine bequem ausgepolsterte Schlafstätte, Felle hatten sie mittlerweile genug. Das mit dem Dünger war echt kein Scherz gewesen. Und er legte einen Kompost an, der bei diesem Klima gut gedeihen würde, Regenwürmer fanden Emmet und Ted beim buddeln zuhauf und brachten sie runter, ebenso wie Pflanzenabfälle und Laub. Akira hingegen hielt das Feuer im großen Kraftwerk am Laufen und las nebenbei Forschungsnotizen von Tapp und in eBooks zum Thema Pflanzen und deren Anwendung. Draußen schneite es zwar, aber mitten im Dschungel zwischen den Bäumen schien alles genauso wie im Sommer zu sein. Die Energiekristalle der Thermosuits luden sie an der großen Batterie der Burg auf. Ted und Emmet schufteten Tag und Nacht und am Nachmittag des sechzehnten Tages drang endlich Sonnenlicht nach unten in den Garten. Tapp war ganz aus dem Häuschen und pflanzte sorgfältig Pflanzen an, zum Teil beauftragte er Akira damit, Pflanzen mit Wurzel aus dem Dschungel auszugraben und zu ihm zu bringen. Er war völlig fasziniert wie die Zwiebeln sprossen und sie verbuddelten noch ein bisschen Knoblauch. Das würde sich später zum Kochen ganz ausgezeichnet machen. Wenn Ava nicht gerade backte oder kochte, verbrachte sie ihr Zeit im Tempel und las in den Büchern der Bibliothek oder untersuchte die Steintafeln und Artefakte. In dem Sack mit den gestohlenen Artefakten war auch ein Kalender gewesen, so wussten sie immer welchen Tag sie hatten. Der Winter würde noch andauern um und das Ende des Jahres mit dem Vorasfest kam ganz langsam Sicht.
*
Tag 18. Wieder wurden sie von Motorenlärm geweckt, aber diesmal war es nur ein kleiner Lambda Swordfish, nicht viel größer eine V-22 Osprey. Zu sechst gingen sie nach unten zur Landefläche und besuchten ihre Neuankömmlinge. Es waren vier. Eine schwarze junge Frau mit kurzem Kraushaar, die gut fror. Amber mit ihren leuchtend grünen Augen, sie war recht klein, nur ein bisschen größer als Ava, aber sie war durchtrainiert und strömte pure Wildheit aus. Sie trug gefütterte lange Hosen und einen Mantel aus Leopardenfell. Dann kam Jack, ein griesgrämig aussehender muskelbepackter Schrank von einem jungen Mann mit einem struppigen Vollbart, auch er war dick eingepackt. Die vierte Person war ungewöhnlich, denn sie war eine ausgewachsene große primitive Leopardin mit intelligenten Augen, sie trug leichte Rüstung und ein Geschirr mit allerlei Taschen. Ihr schien die Kälte nichts auszumachen. Die menschlichen Ankömmlinge waren behangen mit Rucksäcken und Tragetaschen und diesmal mussten sie den Swordfish alleine ausräumen, aber zu neunt ging das schnell. Ava rannte schon mal los um Frühstück zu machen und das Brot aus dem Backofen zu nehmen, der Rest trug die wenigen Kisten und Taschen hoch zur Burg.
Jack hatte sich verändert, jetzt schien er einfach nur schlechte Laune zu verbreiten. Bei der Führung jammerte er ständig darüber rum wie unfair alles sei.
„Das ist doch Schwachsinn! Uns haben sie als Training mit einem Wasserkanister, einer Machete und drei Messern auf einer einsamen Insel ausgesetzt und ihr lebt hier in einer richtigen Burg und habt Strom, fließendes Wasser, Heizung und gekochtes Essen mit Brot. Das ist total unfair! Ihr musstet nicht um euer Überleben kämpfen. Gut die Seen sind bei dem Wetter eh zugefroren, ich koche!“
„Das geht nicht, wir haben eine Köchin!“
„Wenn denn? Die dumme, die hässliche oder diesen mickrigen Zwerg da? Der Knirps kommt ohne Hocker doch gar nicht an den Herd.“
„Du bist gebaut wie ein Schrank, du solltest etwas sinnvolles machen, wie Holzhacken oder dich an den Ausgrabungen beteiligen.“
„Das können doch die beiden schwächlichen Schluffis da machen, die sehen aus als könnten sie ein bisschen körperliche Ertüchtigung gut gebrauchen und ich bezweifle dass der zierliche Zwerg da schnell und effizient für acht Personen und zwei Fresssäcke kochen kann. Nix da, ich stell mich in die Küche und jetzt zeigt mir mein Schlafgemach!“
„Dann hilft dir Ava eben, aber sie hat die letzten Tage so einen guten Job abgeliefert.“
„Meinetwegen.“
Das könnte ja heiter werden. Jessica schien mit Jack und Amber nichts zu tun haben wollen. Sie war freundlich aber sehr still, schien sich mit Ava aber gut zu verstehen. Sie war die Metzgerin und Gerberin der Gruppe und solange Amber und Lucy, die Jägerinnen, kein Wild heranschafften, hatte sie nichts zu tun. Sie half beim Kohle schippen und Emmets Ausgrabungen. Amber und Lucy schienen ein gut eingespieltes Team zu sein und mit einem der Bögen aus den vielen Kisten waren sie ständig im Dschungel unterwegs. Als sie einmal vier tote Flips mitbrachte, war Tapp außer sich und schrie sie an, dass Watoren ohne ihre Hühner jämmerlich verhungern würden. Dann stritt er sich mit Jack, der nicht einsah, dass seine Freundin einen Fehler gemacht haben sollte, das Ganze artete beinahe in einer Schlägerei aus, die Tapp zweifellos gewonnen hätte. Von da an waren Jack und Tapp Feinde.
Ein Gutes allerdings war, dass sie in einer der Kisten Zahnbürsten und verschiedene Arten von Zahnpasta fanden. So brauchte sie kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie heimlich Eiscreme aß.
Zudem gab es einen großen Nachschub an Klopapier.
*
Tag 21. Der Haussegen hing mächtig schief. Die gute Stimmung war passe. Jack war ein ungehobeltes Arschloch und schien beschlossen zu haben jeden seiner Mitmenschen bis auf seine Freundin Amber scheiße zu behandeln. Ted und Luma stritten sich ständig mit Jack, er fand einen Archäologen und eine Geistliche in ihrer Gruppe für total überflüssig. Jessica war die ganze Zeit nur genervt und angespannt. Ava war völlig verängstigt, weil Jack sie bei der Küchenarbeit oft völlig unbegründet zur Schnecke machte und anschrie. Das war dann doch zu viel für die junge Elfe und sie lief heulend zu Akira. Wutschnaubend eilte Akira in die Küche und Ava folgte ihr ängstlich.
„Hey Jack was soll das? Warum schreist du sie an und behandelst sie so mies.“
Jack drehte sich mit einem abschätzigen Blick.
„Oh die Königin kommt schimpfen. Der Zwerg da ist einfach völlig unfähig und arschlangsam, weil sie ohne Hocker nirgends rankommt. Verdammt es erfordert Effizienz wenn du für zehn hungrige Mäuler kochst, da darf man nicht rumtrödeln.“
„Sie hat für uns sechs immer gut gekocht, nicht den ungenießbaren Fraß den du uns auftischst.“
„Wie war das? Zweifelst du meine Kochkünste an? Das ist alles nur die Schuld von dieser kleinen Schlampe da, sie schneidet einfach zu lange und dann wird es nichts.“
„Genau schieb du ihr die Schuld zu? Entweder du lässt sie in Frieden und konzentrierst dich auf deine Aufgabe oder …“
„Oder was? Willst du mir drohen? Du und dein Schluffi-Freund, ihr seid doch zu nix zu gebrauchen. Essen sammeln und Holz hacken kann jedes dumme Schwein. Ich seh nicht ein, dass wir euch hier irgendwie gehorchen sollen und ihr die besten Sachen bekommt. Heute Nacht schnappen ich und Amber uns euer kleines Schlafgemach und ihr könnt in diesen unbequemen Betten schlafen. Ich seh nicht wie ihr uns stoppen wollt. Außerdem sind wir nützlich und stark. Und jetzt verzieh dich und nimm die nutzlose Elfe da mit.“
völlig Entrüstet stand sie da. Ja, wie sollte sie ihn stoppen, er war gut eins neunzig und muskelbepackt, da hatten sie doch keine Chance, er war der Stärkste in der Gruppe. Und Amber hatte eine saugefährliche abgerichtete Leopardin als Haustier. Sie hingegen kletterte auf Bäume und konnte nicht wirklich gut kämpfen und Ted war auch kein guter Kämpfer.
Später beim Essen saßen sie alle zusammen in der großen Halle. Der Eintopf war versalzen und schmeckte stark angebrannt, dazu gab es halb verkohltes Brot. Ted war sichtlich wütend. Plötzlich sprang er auf und schrie Jack an.
„Hey, du dumme Hackfresse, du kochst scheiße!“
Jack wurde puterrot und stieg von der Bank auf.
„Du armes Würstchen beschwerst dich über mein Essen? Wenigstens mach ich was Nützliches und grabe nicht nutzlos in der Erde herum. Was du machst kann jeder Schwachmat. Ab jetzt bestimme ich was hier Sache ist, ihr könnt doch gar nichts. Herrscherpaar, das ich nicht lache. Ihr seid Abschaum!“
„Was ist dein verdammtes Problem? Besorgt’s dir deine kleine Freundin nicht richtig, dass du deinen Frust an uns auslassen musst?“
Jack sagte nichts und lief noch röter an.
„So du willst also König sein?“
„Was heißt hier wollen, ich bin es einfach, ab jetzt.“
„Na dann was hältst du von einem kleinen Zweikampf. Wenn du gewinnst bekommst du alles und hast die Herrschaft und wir bedienen dich von vorne bis hinten. Aber wenn ich gewinne, hältst du dein vorlautes Maul und machst deinen scheiß Job wie man es dir befielt.“
„Du dumme schwache Echse hast so gut wie verloren.“
Jack krempelte sich siegesgewiss die Ärmel hoch und stellte sich auf die große Fläche zwischen den Tischen, er schüttelte die Fäuste. Akira wollte Ted nicht gehen lassen, aber er machte sich sanft los und stellte sich locker vor Jack hin. Und dann begann der Kampf, Jack stürmte vor und schlug … ins Leere. Ted hatte sich in einer Rauchwolke aufgelöst. Jack stand ratlos im Raum, da erschien Ted ein Stück hinter ihm und katapultierte sich in die Luft, Amber schrie erschrocken auf. Der schwere Stiefel traf Jack hart am Kiefer und er taumelte benommen. Ted deckte ihn mit blitzschnellen schweren Schlägen ein und traf die empfindlichen Körperstellen mit voller Wucht, er wich jedem von Jacks Schlägen oder Tritten geschickt aus. Jack war einfach zu träge und langsam. Ted trat ihm die Beine weg und rammte ihm den schweren Stiefel mit Anlauf in den Schritt, Jack quiekte schmerzvoll auf. Der Waran war über ihm und schlug ihm ins Gesicht, immer und immer wieder, bis die Haut aufplatzte und Jack das Blut über das Gesicht lief, er regte sich kaum noch und wimmerte nur. Amber war außer sich und stieß ein Befehl aus, Lucy sprang auf jagte auf Ted zu, der immer noch auf Jack einschlug. Die Leopardin sprang und landete im Leeren, dann erschien Ted wieder und nahm die Leopardin in den Würgegriff, sie strampelte und tobte, aber er schnürte ihr immer weiter die Luft ab.
„Nimm dein Kätzchen an die Leine oder ich breche ihr das Genick!“
Amber rief etwas und Lucy entspannte sich. Ted ließ sie los und kniete sich neben Jacks hin.
„Und jetzt zu dir, sprich mir nach: ich bin ein dummes Großmaul und werde ab jetzt gehorchen. Los! Hey ich hör dich nicht!“
Ted schlug ihm in die Eier und Jack wimmerte schmerzvoll.
„Ich hör dich immer noch nicht!“
Er drückte ihm die Luft ab und ließ ihn dann nach Luft schnappen.
„Ich bin ein dummes Großmaul und werde ab jetzt gehorchen.“
„Lauter! Wir hören dich nicht!“
Er drückte ihm wieder die Luft ab, diesmal länger, Jack schnappte nach Luft wie ein Fisch, dann schrie er laut.
„Ich bin ein dummes Großmaul und werde ab jetzt gehorchen!“
„Na geht doch. Für so einen dummen Tölpel lernst du schnell. Jetzt reden wir Klartext. Du lässt Ava in Ruhe und wir finden eine neue Arbeit für dich: Holz hacken und Erde schaufeln. Wie du selbst sagst, kann das jeder verdammte dumme Vollidiot. Und ab jetzt schläfst du im Stall bei den Tieren, deinen intellektuellen Artgenossen, deine kleine Freundin und ihr Scheißvieh auch. Und wenn du mir dumm kommst und nicht gehorchst knöpfe ich mir deine kleine Freundin da vor. Wir haben bis jetzt keine Jägerin gebraucht, wir werden auch weiter ohne Jägerin auskommen und ihr nutzloses Vieh, was unsere Fleischvorräte schneller aufbraucht als wir gucken können, ohne etwas zur Gesamtsituation beizutragen. Schreib dir das hinter die Ohren, auch nur der kleinste Fehltritt von dir und ich breche Lucy das Genick! Hast du mich verstanden?“
Jack wimmerte und Ted drückte ihm wieder die Luft ab.
„Ja, ich habe es verstanden!“
Jack heulte regelrecht.
„Dann ist es ja gut und jetzt gute Nacht.“
Er schlug Jack bewusstlos und wischte seine blutigen Hände an Jacks Oberteil ab. Alle sahen ihn mit offenem Mund an und Amber heulte hemmungslos und rannte zu Jack. Ted setzte sich wieder auf die Bank und wandte sich zu Ava.
„Jetzt darfst du wieder kochen und dir Zeit nehmen die du brauchst, du bist eine sehr gute Köchin. Und wenn du magst darfst du oben bei uns schlafen, wir haben noch zwei herrlich bequeme Betten.“
Ava strahlte glücklich. Tapp schüttelte nur den Kopf, mit seinen Krallen hätte er Jack in Fetzen gerissen. Jessica stand nicht auf Jacks Seite und grinste zufrieden. Luma und Emmet wirkten erleichtert das die ständigen Provokationen aufhören würden. Akira war völlig baff.
„Woher kannst du so gut kämpfen?“
„Tja, ich bin in den Straßen aufgewachsen, wo wir um jedes bisschen Essen gekämpft haben. Außerdem hab ich in der Armee gedient und war in einer Spezialeinheit, dafür musst du schon ein bisschen kämpfen können und auf meinen Abenteuern mit der restlichen Bande hab ich dem ein oder anderen ordentlich auf die Glocke gehauen. Noah hat mir Penta beigebracht und über die Jahre bin ich echt gut darin geworden. Das ist eine beliebte Kampfsportart unter den großen Echsen, weil man den langen Schwanz mit in den Kampf miteinbezieht, sozusagen als zusätzlichen Arm. Fünf Extremitäten also Penta, griechisch für fünf. Und jetzt schmeiße ich diesen ekligen Fraß weg, hilfst du mir Ava? Ich wasche heute ab. Meine Hände tun ein bisschen weh, ich muss wohl in was ganz Dummes geschlagen haben.“
Jessica half mit und versprach Ava beim Kochen zu helfen, die kleine Elfe freute sich sehr. Sie luden die beiden ein, bei ihnen oben in den königlichen Gemächern zu schlafen. Beide kamen der Einladung nach und freuten sich sehr.
Tapp half Amber seinen ohnmächtigen Erzfeind auf die Krankenstation zu tragen, wo Amber seine Wunden versorgte. Jetzt waren sie und Jack Außenseiter, die keiner so richtig mochte.
*
Tag 26. Ted hatte Jack so übel zu Brei geschlagen, dass dieser drei Tage auf der Krankenstation lag. Ihm ging es ganz elend und übergab sich immer wieder, aber außer Amber hatte wirklich keiner Mitleid mit ihm. Ted besuchte ihn öfters und machte ihn zu Schnecke. Dann als er aufstehen konnten drückten sie ihm eine Axt in die Hand und schickten ihn bei dieser Eiseskälte zum Holz fällen, dass sie eigentlich gar nicht richtig brauchten. Er verrichtete die Arbeit ohne zu murren, aber er wirkte unglücklich und hatte Angst vor Ted. Akira fand es unklug, dass jetzt Ted anfing ihn scheiße zu behandeln und zu schikanieren. Er brüllte ihn an, dass er dumm und nutzlos war und zu wenig mache. Er schlief im Stall bei den Tieren und weinte leise im Schlaf. Tagsüber sagte er keinen Ton.
Ava und Jessica hingegen lebten richtig auf und verstanden sich bestens, als sie in der Küche standen und leckere Gerichte zauberten. Sie wagten sich daran, Butter und Joghurt aus frischer Kuhmilch herzustellen, die Luma aus dem Stall mitbrachte. Der Dachboden des Stalls war so reichlich mit Heu bestückt, dass es die Tiere sicher über den Winter bringen würde.
Akira und Ted wechselten sich ab mit dem Kohle schippen und Emmet buddelte in der Nebenburg. Mittlerweile schneite es wie Teufel und der arme Emmet verbrachte mehr Zeit mit Schneeschippen als mit Graben. Jack hatte den letzten Baum auf der Nebenburg gefällt und zersägte ihn. Emmet arbeitete sich von außen nach innen vor und hatte den Wehrgang und ein paar der Dächer freigelegt. Über dem Generatorhaus blieb kein Schnee liegen. Mit jedem Tag wurde es kälter und sie wagten sich immer weniger raus. Tapp ging schon gar nicht mehr raus und genoss das warme Klima in seinem Gewächshaus, wo er fleißig Unkraut zupfte und die gedeihenden Pflänzchen goss und mit Dünge Marke Eigenbau düngte. Und mit den Küchenabfällen und den Regenwürmern wurde auch etwas aus dem Kompost.
Abends nach einem tollen Abendessen zogen sie sich zurück. Oben schoben sie die Möbel an die Wände und Ted, der neben Penta die ein oder andere Kampfsportart kannte, übte mit ihnen, also Akira, Jessica und Ava. Danach gingen sie nacheinander duschen und spielten beim prasselnden Kaminfeuer, angefeuert mit dem Holz das Jack den lieben langen Tag gehackt hatte, Kartenspiele. Akira brachte Ava und Ted das Kartenspiel Wizard bei.
Sie waren gespannt auf den nächsten Tag, denn bisher kamen die Horizon Flieger immer alle neun Tage und morgen wäre es wieder soweit.
*
Tag 27. Es war so weit und tief donnernde Triebwerke lärmten durch den Dschungel. Ein gewaltiger Tigershark, ein 270 Meter langes VTOL Flugzeug verharrte über dem Landeplatz und warf die Anker für die Lastenfahrstühle ab, die dann abwechselnd hoch und runter zischten und von gut zwei Dutzend Gardisten am Boden entladen wurden. Es war wohl klar, dass das hochtragen wieder Tage in Anspruch nehmen würde. Sie versammelten sich bibbernd Im Hof und erwarteten die beiden Neuankömmlinge.
Ein großer muskulöser junger Mann und eine bildschöne junge Frau mit eindeutig russischem Einschlag erschienen mit Rucksäcken und dicken Taschen. Alfred und Tanja, die ältesten Kinder von Horatio Blazkowicz, dem Gründer des Rüstungskonzerns Omega. Dazu eine junge Frau mit kurzen schwarzen Haaren, Mara, zum wiederholten Male von den Toten wiederauferstanden wie es schien.
Alfred steuerte vor dem Frühstück als erstes die Schmiede an und begutachtete alles sorgfältig. Es schien als würde er sein Quartier in der Schmiede aufschlagen. Die drei bekamen ein deftiges Frühstück und die volle Tour der Burg und der halb ausgegrabenen Nebenburg.
Dann gingen sie dick eingepackt runter zum Landeplatz. Auf halber Strecke blieben sie staunend stehen. Zwei Drittel des Platzes waren mit einem riesigen Steinkohleberg bedeckt, ein Viertel mit Metallen in Barrenform und der Rest mit Kisten. Der Tigershark flog auch schon davon und hinterließ sie entmutigt. Es begann wieder das elendige Schleppen, nach einer Weile fing auch noch ein Schneesturm an und sie sahen kaum noch was. Wieder legten sie mit den Leerenfackeln und Magierlichtern eine Nachtschicht an und schufteten mit gelegentlichen kurzen Verschnaufpausen bei ununterbrochenem Schneefall. Zum Mittag hörte es auf zu schneien und sie hatten die Kisten und die Barren geschleppt. Ted schob eine Schubkarre mit einer Schaufel zu dem ziemlich erschöpften Jack.
„Bitte sehr Dummkopf, du schaffst jetzt die ganze Kohle hoch während wir schlafen, ich will dich nicht faulenzen sehen, bis der Berg da unten nicht abgetragen ist. Und streng dich an, sonst kann ich für die Sicherheit des Kätzchens nicht garantieren.“
Jack starrte ihn voller Entsetzen an, machte sich aber wortlos an die Arbeit und schuftete ununterbrochen. Akira war ganz und gar nicht mit Teds Verhalten einverstanden. Aber sie stellte ihn nicht vor den anderen zur Rede. Amber schien leise zu weinen, sie wusste dass er es nicht schaffen würde und es ihrer besten Freundin dann an den Kragen gehen würde.
„Du kannst ihn nicht so quälen! Er ist ein großmäuliges Arschloch und ungehobelt, aber du kannst ihn sich nicht zu Tode schuften lassen! Er hat seit einem Tag nicht geruht oder gegessen.“
„Na verdursten wird er immerhin nicht.“
Sagte Ted abfällig. Wütend sah sie ihn an.
„Du kannst kein guter Herrscher als Tyrann sein, als den du dich gerade aufspielst!“
Er musterte sie abfällig und ging ins Bett. Zwei ganze Tage und Nächte schuftete Jack ohne Pause und Essen. Ted und Akira hatten sich angeschrien und getrennt geschlafen.
Sie wachte vor Sonnenaufgang auf, irgendwie hatte sie eine Ahnung. Sie nahm sich ein Horn, packte sich in dicke Pelze ein und lief raus um nach Jack zu sehen.
Sie stolperte regelrecht über ihn, fast eingeschneit und flach atmend. Er war völlig erschöpft. Sie blies in das Horn und weckte die Burg auf, dann befreite sie ihn vom Schnee. Jack war völlig unterkühlt. Alfred und Tapp trugen ihn ins Krankenzimmer.
„Ich hätte ihn da liegen lassen, ist doch seine Schuld!“
Das war genug, sie ohrfeigte Ted vor den Augen der anderen.
„Du bist ein schlechter und überzogen grausamer Herrscher. DU gehst jetzt Kohle schippen.“
„Dann übernimmst du jetzt das Kommando?“
„So ist es.“
„Aye Sir.“
Ted zog sich seinen Thermoanzug an, stopfte eine Wasserflasche und Rationen in seinen Almanach und machte sich auf den Weg raus, ohne zu murren. Alfred schloss sich ihm an.
Amber umsorgte ihren Freund auf der Krankenstation. Er regte sich kaum und sie wickelten ihn in dicke Pelze.
„Amber, deiner Lucy wird natürlich kein Haar gekrümmt, wir brauchen euch beide als Jäger, gerade jetzt wo das Sammeln von Früchten ausbleibt. Und Jack darf in der Küche mithelfen wenn er wieder aufpasst, aber er muss sich bei Ava entschuldigen und sie bleibt die Küchenchefin!“
Amber nicke eifrig und strahlte. Dann ging Akira in die Küche um sich einen Becher Kaffee abzuholen, schlüpfte in einen Thermoanzug um die Pelze nicht schmutzig zu machen und ging runter zum Kohleschippen, Tapp goss die Pflanzen und kam dann nach. Die anderen bis auf Ava und Jessica, die Frühstück vorbereiteten, halfen beim Abtragen des Kohlehaufens. Auch Lucy und Amber beteiligten sich und siehe da, zu zehnt ging es wesentlich schneller und sie schufteten sich nicht zu Tode.
Nach drei Tagen wachte Jack wieder auf und Ted entschuldigte sich bei ihm und begnadigte ihn. Beinahe schüchtern ging Jack runter in die Küche und entschuldigte sich bei Ava, die ihn etwas ängstlich ansah. Sie teilte ihn zum Mehl mahlen, Abwaschen und Kartoffeln schälen ein. Er wirkte dankbar, befand Akira, die dabei unbemerkt zugesehen hatte.
Am 35. Tag war der Berg endlich abgetragen, sie hatten acht Tage geschuftet und die Kohlevorhaben waren randvoll und sie hatten zwei leere Kellerräume mit Kohlesäcken vollgefüllt.
Jetzt warf Alfred die Schmiede an und das Hämmern von Stahl auf Metall erfüllte die Burg, an diese neue Geräuschkulisse mussten sie sich erst einmal gewöhnen.
Morgen war laut Kalender die nächste Lieferung fällig, hoffentlich nicht wieder Berge von Krempel.
*
Tag 36. Akira hatte am Morgen die Wache und sie stand auf dem südlichen Torhaus und spähte nach draußen. Je näher sie sich dem Vorasfest näherten, desto kälter wurde es. Amber wollte zwar unbedingt jagen, aber aufgrund des Schneesturms gestern, hatte sich das verzögert. Im Torhaus gab es eine wunderbare Heizung und sie hatte die dicken schweren Pelze für einen Moment abgelegt und spähte durch das Periskop im Dach nach draußen. Auf dem Dach war auch eine Glocke montiert die man geschützt von hier unten läuten konnte.
Sie beobachtete den Platz im Süden als sich plötzlich eine Art Portal öffnete und Gestalten fast schon daraus hervorquollen, sie schienen bewaffnet zu sein. Hektisch läutete sie die Glocke um die anderen aufzuwecken und gefechtsbereit zu bekommen. Ihr Funkgerät knackte und sie ging ran während sie weiter aus dem Periskop sah, es wurden immer mehr und mehr Leute die auf dem Landeplatz geschäftig auf und ab gingen.
„Oh, man. Das werden ja immer mehr, ich zähle zwanzig. Over.“
„Schick alle, die kämpfen können, in die Waffenkammer, um Gefechtsbereit zu sein, du bleibst oben und bemannst den Mörser oder schießt mit deinem Gewehr. Over.“
Kurze Zeit später hatten sich die anderen waffenstarrend eingefunden und bemannten die Zinnen.
Die Menge am Platz wuchs immer weiter, aber die ständigen Bewegungen machten es schwer sie zu zählen. Sie schätzte sie waren wenigsten drei zu eins in der Unterzahl. Die Leute gingen immer wieder rein und raus aus dem Portal, dabei gingen sie schnell vor, aber ohne Zeichen von jeglicher Hektik. Man konnte von den Gesichtern kaum etwas erkennen, da alle dick eingepackt waren. Allerdings schienen sich zwei Kaimane und ein paar Echsen in der Gruppe zu befinden.
…