ABC-Etüden – 8-9.22 – Nr. 1 – Kein Platz für dich

Die aktuelle Wortetüde numero 8-9.22 mit einer Wortspende von Wortspende von Gerda Kazakou. Gegeben sind:

Haut
feurig
schweben

Ich gebe ein Lebenszeichen von mir und nach dem leider andauernden Schrecken seit der letzten Woche mal etwas nicht so brutales wie die Abenteuer mit Nathan und wir gucken uns wieder den blöden Papa Joschi an, mit seiner liebreizenden Tochter Lucy.
Ich hoffe man kann die Geschichte ohne die Vorgeschichte aus“Joschis Abenteuer“ lesen und verstehen, thematisch spielt es in der vierten Episode (ich schreibe gerade an der zweiten).

Konflikt

Joschi stand am Herd in der Küche und rührte in einem Topf mit Milch, damit sich keine Haut bildete. Seine Schwester Gianna, die bei ihm wohnte hatte eine Wolldecke um die schrecklich schmalen Schultern des Straßenmädchens geschlungen, das Susi hieß und auf der Eckbank zwischen den Stofftieren saß.
Gianna sah ihn vom Tisch aus an und es schien, als würde eine unausgesprochene Frage im Raum schweben. Plötzlich rauschte seine Tochter Lucy in die Küche und baute sich vor ihrem Papa auf, die Haare zum Protest gegen die neue Taschengeld-Regelung einfach abrasiert.
„Was macht diese Kuh hier? Ich bin deine Tochter, ich werde doch gemobbt und schikaniert, du hast mich gefälligst zu trösten und aufzubauen. Stattdessen schleppst du irgendeine Schlampe an, die wahrscheinlich drogensüchtig ist und nur auf die Gelegenheit wartet dich auszurauben. Hier ist kein Platz für Schmarotzer. Sie muss gehen!“
Joschi war eigentlich gegen Ohrfeigen, aber stumme Wut stieg in ihm auf. Hatte er seine Tochter so schlecht erzogen, dass ihr das Wort Nächstenliebe völlig fremd war? Aber seine Schwester war schneller, sie sprang von der Bank auf und ohrfeigte ihre Nichte. Lucy wirkte verdattert und erschrocken, während sich ihre Wange feurig rot verfärbte.
„Lucy, hörst du dich überhaupt reden? Dieses Mädchen hat dir rein gar nichts getan, sie hat keine Freunde zum Spielen gehabt, niemanden der sie tröstet wenn sie traurig ist. Sie hatte keinen Zugang zu Trinkwasser und hat im Winter jämmerlich gefroren. Kannst du dich nicht in ihre Lage versetzen und verstehen, wie gut es dir verzogener Zicke geht? Du widerst mich an.“
Lucy fing an zu heulen und rannte aus der Küche.
„Die wird sich schon wieder beruhigen und dann tröste ich sie.“
Sagte er mehr zu sich selbst. Dann servierte er Susi, die er pro forma adoptierten würde, den ersten heißen Kakao ihres Lebens.

***

Joschi ist ja gewissermaßen mein Alter Ego und mir macht es Spaß mir „schöne“ Situationen für ihn auszudenken, die er dann irgendwie lösen muss. Wie eben eine bockige, habgierige und eifersüchtige Tochter, die nicht akzeptieren will, dass eine Gleichaltrige ihr „Konkurrenz“ macht.

ABC-Etüden – 6-7.22 – Nr.1 – Jagd

Heute gehen die Schreibetüden in die nächste Runde, wieder gewohnt drei Begriffe in 300 Wörtern verpacken.

Dieses Mal kommt die Wortspende von Kain Schreiber mit seinem Blog Gedankenflut, sie lautet:

Zwerg, quer, fühlen

Und bei mir geht es mal wieder zu Nathan, der letzte Woche ein bisschen Ärger mit ein paar Clowns hatte und das nicht so stecken lassen kann. Dabei sei angemerkt, dass Nathan ein Waran Tiermensch ist und die Clowns Terroristen sind, die große Teile der Welt unter ihrer Kontrolle haben, auch im lauschigen Montana in den Staaten. Die erste Episode von Nathans Abenteuern findet ihr hier.

Triggerwarnung: bissl blutig

Jagd

Nathan beobachtete das Dorf von einem Ausguck. Zum Glück hatte er sich seine Ausrüstung per Cargodrohne hier in die Berge schicken lassen. Jetzt beobachtete er jede Einzelheit durch sein Spektiv und notierte sich Sachen in sein Notizbuch. Gegen Abend gönnte er sich einen Snack, Wackelpudding mit Vanillesoße, Mjam. Dann gingen die Beobachtungen weiter. Es war ein kleines Kaff mit ein paar wenigen Läden, etwa ein halbes Dutzend Clowns lungerten in einem unbefestigten Lager Hangabwärts. Der Zwerg, der ihn so schikaniert hatte, war wohl deren Boss und führte lange Rundgänge durch das Dorf. Tiermenschen wie ihn selbst entdeckte er nicht.
In Einbruch der Dämmerung bereitete er sich vor. Dank dem Almanach, einem uralten Artefakt der Vá konnte er Objekte in einer Zwischendimension ablegen und so materialisierte sich ein Compound Bogen mit rasiermesserscharfen Breitkopfpfeilen, dazu ein Magazin für sechs Pfeile, dass sich ein verrückter Deutscher ausgedacht hatte.
Zeit zu Jagen. Lautlos stieg er hinab zum Dorf. Durch seine Pechschwarze Haut war er in der mondlosen Dunkelheit kaum auszumachen und er bewegte sich lautlos. Er jagte schon seit Jahrzehnten und wusste wie man sich geräuschlos anpirschte.
Sein Geruchssinn täuschte nicht, der Zwerg war ganz in der Nähe. Er pirschte sich durch den Wald an, den Bogen halb erhoben und den Handrelease schon eingehängt.
Da, der zwergenhafte Clown lief ein paar Meter an ihm vorbei ohne ihn zu bemerken, sonst war keiner seiner Kumpane in der Nähe. Er wartete kurz ab, dann spannte er blitzschnell den Bogen, zielte durch das Reflexvisier und ließ die Sehne los. Mit einem leisen „Twang“ schoss der Pfeil los und ging dem Clown quer durch den Hals. Mit einem blutigen Gurgeln ging der Clown zu Boden. Nathan war sofort da und steckte den blutbesudelten Pfeil ein. Er fühlte tiefe Genugtuung, als er die 800 Dollar wieder an sich nahm.

Ende Episode 2

ABC-Etüden – 5-22 – Nr.5

Sonntag hat Christiane zur Extraetüdenwoche eingeladen. Nach drei Folgen mit Manfreds Tolpatschigkeit, kommt diesmal ein schweres Schicksal.

Die Reise

Luise, das dicke Plüschkrokodil, beobachtete von ihrem Platz im Regal aus, wie ihr kleiner Mensch sich mit unverdrossener Fröhlichkeit über einen Becher Wackelpudding mit Vanillesoße hermachte. Luise schmunzelte und stupste den Waran Karl neben ihr an, der unruhig schlief. Sie strich bedächtig über die sauber genähte Operationsnarbe an seinem Bauch, wo Füllwatte nachgestopft wurde, damit Karl wieder richtig gut aussah. Sie sah an sich herab, vom vielen Knuddeln schon ganz zerknautscht und ein Hoffnungsschimmer stieg in ihr auf, dass man sie eines Tages auch wieder hübsch machen würde. Da ging die Tür auf und der Papa ihres kleinen Menschen betrat das Kinderzimmer.
„So Daniel, wenn du aufgegessen hast holen wir eine Kiste und da hinein, kommt alles Spielzeug, mit dem du nicht mehr spielst, damit ein anderes Kind damit spielen kann, ok?“
„Ok Papa.“
Luise hatte angefangen zu zittern. Diese Worte hatte sie schon oft gehört und viele gute Freunde verloren und nie wieder gesehen. Sie sah zu Karl, der so tat als würde er schlafen, aber die Stimmung war schon am knistern. Karl wurde oft gekuschelt, aber letztes Weihnachten waren einige Neuzugänge hinzugekommen und seitdem hatte sie ihr kleiner Mensch einfach so ins Regal gestopft, ohne Knuddeln ohne kuscheln.
„Papa, das dicke Ding will ich nicht mehr.“
Oh nein! Ihr kleiner Mensch deutete mit dem Finger auf sie. Panisch griff sie nach Karls Tatze, es wäre unverzeihlich, wenn man sie von ihrem allerbesten Freund trennte!
Große Hände packten sie sanft, sie wollte schreien und strampeln, aber sie war doch nur ein dickes stummes Stoffkrokodil. Stattdessen liefen ihr Tränen über die Wangen, als sie ihrem Freund Karl einen letzten Blick zuwarf und in einen alten Pappkarton gesetzt wurde.
Zusammen mit anderen unglücklichen Plüschtieren und Spielzeug wurde sie hinausgetragen und an die Straße gesetzt. Das Wetter war trüb und es sah nach Regen aus.
Die Stunden verstrichen und immer wieder blieben Passanten stehen und wühlten in der Kiste. Am Ende war sie die letzte. Das hässliche dicke Krokodil. Es begann zu regnen und sie wurde nass. Sie hatte Horrorstories gehört, dass die, die man nicht wollte, am nächsten Tag einfach weggeschmissen wurden. Das war jetzt ihr Schicksal und sie war froh, dass der Regen ihre Tränen wegwusch. Wurden weggeschmissene Stofftiere nicht in bösen großen Maschinen verbrannt? Sie schluchzte angstvoll laut auf. Ein Schatten senkte sich über sie, bestimmt der böse Papa, der sie jetzt in die Mülltonne werfen würde.
„Na wer bist denn du? Will dich denn keiner haben? Na komm her.“
Ein Mensch, von der Stimme her ein Mann, nahm sie völlig durchnässt auf den Arm und wrang sie etwas aus, dann wurde sie in einen Rucksack zu ein paar Bananen und Äpfeln gesetzt.
Erleichtert atmete sie aus.
Sie schlief in der Dunkelheit. Dann wurde es wieder hell und sanfte kräftige Hände setzten sie auf ein Sofakissen.
„Jetzt hast du es schön bequem.“
Sie sah sich um, ganz viele fremde Stofftiere winkten ihr zu. Sie winkte zurück. Jetzt war sie gerettet, das wusste sie ganz bestimmt. Sie war in Sicherheit.  

ENDE

Ich weiß ja nicht wie es euch ergeht, aber ich habe noch alle meine Stofftiere aus meiner Kindheit und Jugend und es käme überhaupt nicht in die Tüte auch nur eins davon wegzugeben. Das Blöde ist nur, es werden immer mehr 😉

Luise und Karl

ABC-Etüden – 5-22 – Nr.4

Sonntag hat Christiane zur Extraetüdenwoche eingeladen. Montag hatte ich ja schon den ersten Teil dieser Episoden-Geschichte veröffentlicht, Dienstag den zweiten Teil und heute kommt die Fortsetzung, der dritte Teil.

Kaffee

„Es ist ein gutes Stück und in dem Verkehr wahrscheinlich noch mehr.“
Manfred nickte unmerklich und schoss aus der Verkehrslücke dem Navi hinterher. Der dicke fette Hoffnungsschimmer hüpfte in seinem Kopf hin und her, er hatte schon lange nichts mehr mit einer Frau gehabt, nicht mal einen Kaffee zu zweit. Er war sehr gespannt.
„Ich wohne übrigens noch zuhause, Karl will ohnehin nicht weg und ich will ihn nicht zwingen, er ist immerhin mein bester Freund und mein einziger.“
Das klang traurig, aber er traute sich nicht einen Kommentar abzulassen. Eine Stunde später durch den höllischen Feierabend Verkehr, erreichten sie ihr Ziel. Er stutzte. Ein riesiges Gründerzeithaus thronte zwischen Bäume, er hatte ein kleines Einfamilienhaus erwartet.
„Papa und ein paar Kumpels haben ein Restaurant mit Café und Biergarten und so begründet, wenn du magst, können wir auch was Warmes essen.“
„Klingt gut. Du voraus.“
Sie sprang aus dem Wagen und zog ihn durch einen Torbogen. Der Garten war gigantisch groß. Überall standen Tische auf dem sauber gepflegten Rasen. Es war gut besucht.
„Drinnen oder draußen?“
„Irgendwo wo es ruhig ist.“
„Alles klar komm mit.“
In einer ruhigeren Ecke etwas abseits stand ein freier Tisch in bester Lage. Es wunderte ihn nicht, dass dort keiner sitzen wollte. Ein Monsterwaran döste davor im Gras und hob den Kopf und züngelte sie beide neugierig an. Seine Beine schlackerten wie Wackelpudding, dieses archaische Vieh war gewaltig. Mara kniete sich hin und streichelte den Riesenwaran am Kopf, es schien der Bestie zu gefallen. Dann ließ er sich wieder auf alle Viere nieder und schlief weiter. Etwas zittrig setzte er sich hin. Sofort war ein Kellner zu Stelle, ein Mittsechziger mit militärischem Bürstenschnitt musterte ihn argwöhnisch und pochte mit einem Kuli auf einen Notizblock.
„Hey Frank, zwei Stück Wackelpuddingtorte, Eine Schale Pfirsiche für Karl und für mich eine Cola.“
„Für mich einen großen Kaffee, schwarz bitte.“
„Bestätige.“
Und weg war er. Mara grinste.
„Mach dir nichts draus, der ist immer so, das ist Papas bester Freund, die beiden haben zusammen gedient.“
Er schluckte. Ihr Vater war Soldat? Und der Waran fraß Pfirsiche?!
Binnen weniger Minuten stand Frank wieder neben ihnen und servierte ihnen mit militärischer Präzision die Sachen. Das Zuckertütchen knisterte leicht, als er es aufriss um sich Zucker in den Kaffee zu schütten.
Sie machten sich über die vorzügliche Wackelpuddingtorte her und schwatzten vergnüglich, je mehr er sie kennenlernte und ihr warmes Lachen genoss, desto unverzeihlicher wäre es, wenn er sie enttäuschte.
Er ließ den Blick schweifen und zuckte zusammen. Da, diese aufgetakelte Tussi von vorhin, saß in einer Nische und rauchte. Ein Blick in seinen Becher genügte und er war auch noch schön heiß. Mit dem Becher in der Hand sprang er auf, eilte auf die Frau zu, die ihn nicht bemerkte, ein unverdrossen bösartiges Grinsen auf dem Gesicht. Als sie ihn bemerkte war es schon zu spät und ihre Augen weiteten sich, als eine Ladung Kaffee über ihr Gesicht und Kleid spritzte.
Mara tauchte neben ihm auf und lachte.
„Gestatten, meine Schwester Klara“

ABC-Etüden – 5-22 – Nr.3

Sonntag hat Christiane zur Extraetüdenwoche eingeladen. Gestern hatte ich ja schon den ersten Teil dieser Episoden-Geschichte veröffentlicht und heute kommt die Fortsetzung, die sich nahtlos daran anschließt.

Mara

Das laute Klopfen ließ Manfred heftig zusammenzucken. Verdammt, eine Polizistin stand neben seinem Wagen. Was, wenn die alles mitbekommen hatte? Sein Herz pochte laut und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Sie bedeutete ihm das Fenster runter zu kurbeln.
„Hab ich etwas falsch gemacht, Officer?“
Fragte er, seine Kehle war ganz ausgetrocknet. Sie wirkte etwas kühl, durchschnittlich Attraktiv, eben eine, an der er einfach vorbeigegangen wäre, wenn er sie auf der Straße gesehen hätte. Aber jetzt war sie in Uniform und sie pochte mit dem Kugelschreiber auf ihren Notizblock, mit einer Miene als wäre es ihr sehr ernst.
„Das war versuchte Körperverletzung!“
Das Herz rutschte ihm in die Hose und er fing an zu zittern, seine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding.
„Nein, aber ich wollte doch nur, ich hab das nicht so gewollt! Sie müssen mir glauben!“
Sie hob eine Braue und ein Ausdruck von Verwunderung huschte über ihr Gesicht.
„Nein, nicht Sie, die Frau, das war fast schon Körperverletzung mit dem heißen Kaffee, Sie hätten sich übel verbrühen können! Wollen Sie Anzeige erstatten?“
Entgegnete sie plötzlich unverdrossen gutgelaunt. Er starrte sie an, eine ganze Weile.
„Sie wollen mich nicht verhaften?“
Sie machte eine Grimasse.
„Verhaften, weil sie einer schamlos aufgetakelten Tussi hinterhergepfiffen haben? Warum, ist doch ihr Problem, wenn sie sich so anzieht. Also wollen sie Anzeige aufgeben? Für den lausigen Pfiff war das Verhalten der Frau echt unverzeihlich, wenn Sie mich fragen.“
Er sah an sich herunter und dann ihr wieder in die Augen. Er fühlte sich komisch. Er dachte nach.
„Nein, keine Anzeige, das war nicht so schlimm.“
„Na gut, na dann.“
Sie musterte ihn für einen Moment und sah schnell auf ihre Armbanduhr, dabei rutschte ihr Ärmel hoch und er sah eine ziemlich große und echt übel aussehende genähte Wunde am Unterarm. Er schluckte merklich.
„Wurden Sie von einem Hund so zerfleischt?“
Sie runzelte die Stirn, dann lachte sich verlegen.
„Nein, das ist beim Schmusen mit meinem Haustier passiert. Ist nicht so schlimm wie es aussieht, das passiert ständig.“
Er schluckte wieder.
„Halten Sie sich einen Tiger?“
Sie lachte, ihr Lachen war warmherzig.
„Nein viel schlimmer … einen Waran! Karl ist mein Bindenwaran und er ist ganze drei Meter lang. Ich wohne draußen im Grünen am Waldrand.“
Warane, diese bösartigen Riesenechsen?
„Sind Warane denn gute Haustiere?“
Sie grinste verschmitzt.
„Es ist Hunde-Software auf Echsen-Hardware. Karl ist ganz schrecklich neugierig.“
Sie warf noch einen Blick auf ihre Uhr und schien zu überlegen.
„Mh, meine Schicht ist in fünf Minuten vorbei, komm ich lade dich auf einen Kaffee ein. Mein Vater ist Konditor und hat gestern eine teuflische Wackelpuddingtorte gebacken. Ich kann dich doch nicht so nass und gedemütigt im Regen stehen lassen. Nicht alle Frauen sind so wie die Tussi eben!“
Sie zwinkerte ihm aufmunternd zu. In ihm stieg ein Hoffnungsschimmer auf einen womöglich angenehmen Nachmittag auf.
„Gerne.“
Stammelte er verlegen.
„Super!“
Damit setzte sich zu ihm ins Auto auf den Beifahrersitz und nannte ihm eine Adresse, die er ins Navi eintippte.
„Ich bin übrigens Mara.“

ABC-Etüden – 5-22 – Nr.2

Gestern hat Christiane zur Extraetüdenwoche eingeladen Und weil mir mehr Ideen über Nacht eingefallen sind, habe ich heute noch eine weitere Geschichte kreiert.
Ich mag es einfach Arschloch-Charaktere zu schreiben. Kaz aus meinem Buch ist zum Beispiel ziemlich übel und Joschi ist auch nicht so fehlerfrei. Heute geht es ein bisschen um Sexismus.

Die Regeln sind 5 von 6 Begriffen aus dem Januar in maximal 500 Worte gepackt.

Zur Auswahl stehen diesmal:
Hoffnungsschimmer, unverzeihlich, nähen, Wackelpudding, unverdrossen und knistern.

Der Pfiff

Manfred stellte den Werkzeugkoffer auf den Boden des Kofferraums und sortierte unverdrossen summend sein Werkzeug. Als er fertig war trank er einen Schluck aus einer Colaflasche, die er aus einer unauffällig platzierten Kühlbox nahm. Er war eigentlich ganz happy über den Tag gewesen, rundum zufriedene Kunden, jetzt war Feierabend.
Er streckte sich und sah sich um. Jede Menge Menschen unterwegs, sein Blick streifte die Gesichter der Passanten.
Auf einmal bog eine wahrlich aufgetakelte Blondine um die Ecke und sie stöckelte voller Elan auf ihren 10-Zentimeter-Absätzen in seine Richtung, dass es nur so knallte. Ihr praller Vorbau hüpfte bei jedem knallenden Schritt auf und ab wie ein dicker Wackelpudding. Dazu ein makellos genähtes Kleid, er als Sohn einer Schneiderin hatte da ein Auge für, das sich an ihren Körper perfekt anschmiegte. Das war doch das Highlight des Tages.
Als sie auf seiner Höhe war, pfiff er ihr laut hinterher, er meinte es aber wohlwollend anerkennend. Sie hielt inne und stöckelte zurück. Sie hielt einen großen Starbucks Becher in den Händen und es knisterte lautstark, als sie den Deckel abriss. Die Bewegung, mit der sie ihm den heißen Kaffee ins Gesicht schüttete, war fließend und blitzschnell. Er schloss erschrocken die Augen, als eine Woge Kaffee über ihn schwappte und dann an seinem nassen Gesicht herabtropfte. Die anderen Passanten blieben stehen und lachten ihn aus, wie er mit vollgekleckerten Blaumann neben seinem Auto stand, einige hatten die Szene gefilmt andere pfiffen und buhten höhnisch. Röte stieg ihm in die Wangen und er fühlte sich furchtbar nackt und verletzlich.  
„Es ist einfach unverzeihlich, wie ihr dummen Sexisten-Schweine mit uns Frauen umspringt. Man sollte dich verklagen, kastrieren und für immer einsperren. Beim nächsten Mal erstatte ich Anzeige, du mieser Scheißkerl.“
Sie knüllte den leeren Becher zusammen und warf ihn ihm an den Kopf, dann stöckelte sie mit fröhlich wackelnden Hinterteil davon. Die Menge löste sich langsam auf, als die Passanten merkten, dass die Show vorbei war. Er sah der Frau traurig hinterher. Aber er hatte es doch nur gut meinen wollen! Wahrscheinlich hätte sie ihm auch dann den Kaffee ins Gesicht geschüttet, wenn er ihr ein Kompliment gemacht hätte. Er war eben nicht der gutaussehende Modeltyp.
Geknickt schloss er die Heckklappe und setzte sich auf den Fahrersitz. Statt den Schlüssel ins Schloss zu stecken und nach Hause zu fahren, blieb er einfach sitzen und starrte ins Leere. Er schloss die Augen und seine Augen füllten sich mit Tränen.
Da klopfte es energisch an der Scheibe …

ENDE?

ABC-Etüden – 5.22

Heute hat Christiane zur Extraetüdenwoche eingeladen

Die Regeln sind 5 von 6 Begriffen aus dem Januar in maximal 500 Worte gepackt.

Zur Auswahl stehen diesmal:
Hoffnungsschimmer, unverzeihlich, nähen, Wackelpudding, unverdrossen und knistern.

Ich hab mir etwas ausgedacht, das in meinem Science-Fantasy Universum von Das Osiris Projekt spielt, ohne etwas groß mit dem Buch zu tun zu haben. Der Protagonist ist ein übellauniger Waran namens Nathan, der große Bruder von Ted dem Dieb, meinem Alias hier auf dem Blog. Das ist übrigens Nathan:

Nathan in Hochform

Ankunft

Nathan sah aus dem Fenster, als der kleine alte Bus die kurvige Straße entlang an Steilhängen und Nadelwäldern fuhr. Er warf einen Blick auf die Kartenapp seines Handys, noch etwa drei Stunden bis zum Ziel. Er lehnte sich zurück, genoss den Ausblick und summte unverdrossen die ersten Takte seines Lieblingslieds.
Er musste weggenickt sein, der Bus hielt abrupt und er war hellwach. Sie hatten irgendein kleines Kaff in den Bergen erreicht. Ein fetter Clown und zwei Helfer hatten mit Waffengewalt den Bus angehalten. Diese miesen Terroristen. Er sammelte sich und wartete ruhig, als der fette Clown den Bus bestieg und sich die wenigen Mitfahrer ansah. Auf seiner Höhe hielt er inne.
„Du, du scheiß Echse, ihr scheiß Tiere seid hier nicht erwünscht. Kriech wieder in das Loch, in das du gekommen bist!“
Er stampfte mit dem Fuß auf und sein Wanst, der unter dem Shirt hervorquoll wabbelte auf und ab wie Wackelpudding, Nathan verzog angewidert die Mundwinkel und züngelte. Der Schweißgestank des Clowns war unerträglich. Echte Gastfreundschaft hier in Montana.
„Raus mit dir, du läufst nach Hause, du Abschaum.“
Diplomatie, Nathan, Diplomatie. Du bist Undercover, du kannst nicht wahllos Clowns abschlachten weil dich jemand beschimpft!
Er nahm seine Sachen und verließ den Bus, das Laub knisterte unter seinen schweren Stiefeln als er aus dem Bus sprang, die Stimmung war angespannt. Der dicke Clown schnaufte zu ihm und wedelte mit einer Pistole vor seiner Nase herum, ein kurzer Blick genügte um zu sehen, dass sie nicht entsichert war – die Clowns waren eben echte Profis.
Er wurde von einem großen Clown mit einem Vorschlaghammer und einer schlaksigen Bohnenstange, der er nicht zutraute, den Baseballschläger in ihren Händen schwingen.
„Taschenkontrolle! Alles ausleeren.“
Der dicke Clown klang, als würde er unter der Clownsmaske höhnisch grinsen. Er seufzte und öffnete seinen großen schweren Wanderrucksack. Sorgfältig und akkurat breitete er den Inhalt seines Rucksacks auf der leeren Straße.
„Was das?“
Der Fettwanst deutete auf seine Kameraausrüstung.
„Meine Kamera.“
„Pff, beschlagnahmt.“
„Hey Moment, das geht nicht, ich bin Naturfotograf, die brauche ich für meine Arbeit.“
„Als ob das Tierpack arbeiten würde, ihr seid doch alles nur Schmarotzer. Gib her.“
Er fuchtelte wieder mit der Spielzeugpistole vor seiner Nase. Jämmerlicher Zwerg, Nathan war zwei Köpfe größer. Aber er musste seine Tarnung aufrechterhalten. Er malte mit dem Kiefer und gab ihm die Kamera. Zu seinem Entsetzen warf der Clown die teure Kamera einfach den steilen Hang hinab.
Er zwang sich zur Ruhe, während er von den drei Clowns schikaniert und nach und nach seine Ausrüstung malträtiert wurde, am Ende pisste der Fette über seine Klamotten. Dann waren sie durch und ein Hoffnungsschimmer glomm in ihm auf. Aber er kochte innerlich, es war einfach unverzeihlich wie man ihn behandelte.
„So, kannst gehen Schuppenfresse. Aber in die andere Richtung.“
Der Fettwanst stopfte sich gerade knapp achthundert Dollar in die Tasche, die Nathan für die Reise eingesteckt hatte. Jetzt konnte er wirklich nur noch laufen. Warts nur ab Fettqualle, Warane sind heimliche Jäger. Heute Nacht komme ich für euch drei.

ENDE?

ABC-Etüden Schreibwochen – 3-4.22

Hier findet ihr die Details.

Die aktuellen Worte sind die:

Wackelpudding
unverdrossen
knistern.

Und ich hab mir was „munteres“ ausgedacht, auf den Punkt 300 Wörter 😉

Katastrophe

Weihnachtsmorgen, zwölf Uhr. Die Luft knisterte. Eigentlich, unter normalen Umständen, würde Joschi jetzt das tollste Weihnachts- und Geburtstagsfrühstück der Welt für seine Tochter Lucy zaubern und die Geschenke unter dem Baum verteilen. Diesmal nicht. Weihnachten fiel aus.
Missmutig öffnete er den Kühlschrank und holte die schwere, große Brotbackform mit dem festgewordenen Waldmeister Wackelpudding heraus. Seine Depri-Spezialmischung, weniger Wasser, dafür eine halbe Flasche Vodka. Die Mischung machte er oft, wenn es Zoff mit seiner bescheuerten Tochter gab. Nerdig unschuldiges Hoppelhäschen mit großen braunen Rehaugen, die aber den lieben langen Tag nur zickte und bockig war – heute wurde sie sechzehn.

Er stürzte den Pudding auf eine Platte und schnitt zwei große Stücke ab und servierte sie ihm und Luise Hofgärtner, Lucys Lehrerin für Physik und Schauspielerei und seit ein paar Tagen seine Freundin. Eine Freundschaft, die seine Tochter zwar angeleiert hatte, aber mächtig torpedierte, indem sie im Wahn ihrer Krankheit Luise übel beleidigt und bedroht hatte. Lucy zuliebe, hatte es Luise zum Glück nicht der Schulleitung gemeldet, die seine Tochter in hohem Bogen von der Schule geworfen hätte. Er schob sich einen Esslöffel voll Vodka-Wackelpudding in den Mund und verfluchte Lucys Mutter dafür, ihrer Tochter diese beschissene Psycho Krankheit vererbt zu haben.

Ein Anruf bei einer guten Freundin hatte genügt und noch am gestrigen Abend war seine Tochter von zwei Pflegern abgeholt und in eine Einrichtung für Menschen mit besonders schweren psychischen Krankheiten gebracht worden. Seine Tochter, die ihre Krankheit vehement und unverdrossen leugnete, hatte geschrien und getobt, auf die Pfleger und auf ihn eingeschlagen und am Ende gebrochen geheult, gefleht und gebettelt.

Luise sah auf und lächelte flüchtig.
„Sehr interessante Mischung, aber tut gut.“
„Danke.“
„Wie fühlst du dich?“
„Beschissen.“
Sie sah betreten auf ihren Teller. Dann streckte sie den Arm auf und ergriff seine Hand.
„Wir stehen das zusammen durch!“

ABC-Etüden Schreibwoche – 01.02.22

Wie immer (zu) spät dran …

Ich dachte als Hobby-Autor mache ich mal bei dieser Schreibsache mit – Hier findet ihr die Details dazu: LINK

Die Wörter für die Textwochen 01/02 des Jahres 2022 hat Ludwig Zeidler gestiftet. Sie lauten:

Hoffnungsschimmer
unverzeihlich
nähen.

Und ich hab da mal was gezaubert und bin mit dem Kopf mit Anlauf voll in die 300 Wörter Begrenzung gekracht. Ich hab mich ganz lose an den Ton von Wortmans Geschichte orientiert. Viel Spaß 🙂

Brothers in Arms

„Chris halt durch!“
Brüllte Jack seinem besten Freund durch den Schlachtenlärm entgegen, während er so schnell er konnte, über das, von Kratern verwüstete, Schlachtwelt robbte. Es wäre unverzeihlich seinen besten Freund im Stich zu lassen.
Gewehrschüsse peitschten, Granaten krachten, Artilleriegschütze brüllten, Schlachtflugzeuge donnerten über ihre Köpfe hinweg und Panzer rasselten über die kraterartige Fläche. Gegnerische Scharfschützen nahmen sie aufs Korn und der Feind schoss aus allen Rohren.
Zehn Meter vor ihm sprengte eine Artilleriegranate ein gewaltiges Loch in den Boden. Er lugte um das Wrack eines ausgebrannten leichten Panzers. Ein Hoffnungsschimmer stieg in ihm auf, als er seinen Freund hinter einem Hügel zusammengekrümmt kauern sah, etwa dreißig Meter entfernt. Er rappelte sich auf und hechtete in den Krater, rollte sich unbeholfen ab und krabbelte auf der anderen Seite aus dem Loch. Er nahm all seinen Mut zusammen und sprintete die letzten zwanzig Meter zu seinem Freund, während ihm Kugeln um die Ohren flogen. Er schlitterte zu seinem Freund hinter dem Hügel.
„Warum machst du das?“
Fragte Chris ungläubig.
„Dich retten?“
Er holte Atem.
„Wir kennen uns seit dem Kindergarten, ich kann dich nicht im Stich lassen!“
„Zu spät, ich wurde getroffen, einer der Sniper …“
Jack wurde kreidebleich.
„WAS? Wo? Ich bin Medic, du Depp!“
Chris drehte sich zur Seite und offenbarte seine vor Blut triefende Uniform in der Lendengegend. Jack riss die Uniform auf und untersuchte die stark blutende Wunde. Er klopfte ihm auf die Schulter.
„Das bekommen wir wieder hin, wir bekommen das immer hin.“
Gekonnt entfernte er chirurgisch die deformierte Kugel und nähte fachmännisch die Wunde.
„Jetzt ein Bier, das wäre schön.“
Waren seine letzten Worte, als kurz danach eine 152mm Artilleriegranate in ihr Versteck einschlug und ihrer beiden Leben in einem Atemzug ausradierte.
Das Ende einer langen Freundschaft.
Gemeinsam bis in den Tod.
ENDE

*

Moment moment, das ist nicht so düster wie meine andere Überlegung, eine abgewandelte Passage aus der eingestampften 3. Fassung von Das Osiris Genom zu nehmen, denn da gehts um Kannibalismus und Folter 😀

Ich hoffe ihr hattet ein bisschen Lesespaß und bis nächste Woche irgendwann zur nächsten Etüde – und vergesst nicht, vielleicht ein paar der Kurzgeschichten auf meinem Blog mitzunehmen, das sind oft ganz lustige Liebesgeschichten 🙂