Sonntag hat Christiane zur Extraetüdenwoche eingeladen. Nach drei Folgen mit Manfreds Tolpatschigkeit, kommt diesmal ein schweres Schicksal.
Die Reise
Luise, das dicke Plüschkrokodil, beobachtete von ihrem Platz im Regal aus, wie ihr kleiner Mensch sich mit unverdrossener Fröhlichkeit über einen Becher Wackelpudding mit Vanillesoße hermachte. Luise schmunzelte und stupste den Waran Karl neben ihr an, der unruhig schlief. Sie strich bedächtig über die sauber genähte Operationsnarbe an seinem Bauch, wo Füllwatte nachgestopft wurde, damit Karl wieder richtig gut aussah. Sie sah an sich herab, vom vielen Knuddeln schon ganz zerknautscht und ein Hoffnungsschimmer stieg in ihr auf, dass man sie eines Tages auch wieder hübsch machen würde. Da ging die Tür auf und der Papa ihres kleinen Menschen betrat das Kinderzimmer.
„So Daniel, wenn du aufgegessen hast holen wir eine Kiste und da hinein, kommt alles Spielzeug, mit dem du nicht mehr spielst, damit ein anderes Kind damit spielen kann, ok?“
„Ok Papa.“
Luise hatte angefangen zu zittern. Diese Worte hatte sie schon oft gehört und viele gute Freunde verloren und nie wieder gesehen. Sie sah zu Karl, der so tat als würde er schlafen, aber die Stimmung war schon am knistern. Karl wurde oft gekuschelt, aber letztes Weihnachten waren einige Neuzugänge hinzugekommen und seitdem hatte sie ihr kleiner Mensch einfach so ins Regal gestopft, ohne Knuddeln ohne kuscheln.
„Papa, das dicke Ding will ich nicht mehr.“
Oh nein! Ihr kleiner Mensch deutete mit dem Finger auf sie. Panisch griff sie nach Karls Tatze, es wäre unverzeihlich, wenn man sie von ihrem allerbesten Freund trennte!
Große Hände packten sie sanft, sie wollte schreien und strampeln, aber sie war doch nur ein dickes stummes Stoffkrokodil. Stattdessen liefen ihr Tränen über die Wangen, als sie ihrem Freund Karl einen letzten Blick zuwarf und in einen alten Pappkarton gesetzt wurde.
Zusammen mit anderen unglücklichen Plüschtieren und Spielzeug wurde sie hinausgetragen und an die Straße gesetzt. Das Wetter war trüb und es sah nach Regen aus.
Die Stunden verstrichen und immer wieder blieben Passanten stehen und wühlten in der Kiste. Am Ende war sie die letzte. Das hässliche dicke Krokodil. Es begann zu regnen und sie wurde nass. Sie hatte Horrorstories gehört, dass die, die man nicht wollte, am nächsten Tag einfach weggeschmissen wurden. Das war jetzt ihr Schicksal und sie war froh, dass der Regen ihre Tränen wegwusch. Wurden weggeschmissene Stofftiere nicht in bösen großen Maschinen verbrannt? Sie schluchzte angstvoll laut auf. Ein Schatten senkte sich über sie, bestimmt der böse Papa, der sie jetzt in die Mülltonne werfen würde.
„Na wer bist denn du? Will dich denn keiner haben? Na komm her.“
Ein Mensch, von der Stimme her ein Mann, nahm sie völlig durchnässt auf den Arm und wrang sie etwas aus, dann wurde sie in einen Rucksack zu ein paar Bananen und Äpfeln gesetzt.
Erleichtert atmete sie aus.
Sie schlief in der Dunkelheit. Dann wurde es wieder hell und sanfte kräftige Hände setzten sie auf ein Sofakissen.
„Jetzt hast du es schön bequem.“
Sie sah sich um, ganz viele fremde Stofftiere winkten ihr zu. Sie winkte zurück. Jetzt war sie gerettet, das wusste sie ganz bestimmt. Sie war in Sicherheit.
ENDE
Ich weiß ja nicht wie es euch ergeht, aber ich habe noch alle meine Stofftiere aus meiner Kindheit und Jugend und es käme überhaupt nicht in die Tüte auch nur eins davon wegzugeben. Das Blöde ist nur, es werden immer mehr 😉
